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Archiv-Artikel

Özdamar entlastet Zaimoglu

Wäre das auch wieder nur ein Sturm im Wasserglas gewesen: Emine Sevgi Özdamar lässt via Presseerklärung verlauten, dass sie „zu keinem Zeitpunkt Plagiatsvorwürfe gegen Feridun Zaimoglu erhoben“ habe, und so den sich schon anbahnenden literarischen Großskandal platzen. Letzte Woche noch hatte Özdamar aufgeregt den Raub ihrer Lebensgeschichte beklagt, nachdem die unveröffentlichte Studie einer Germanistin in Umlauf gekommen war. Diese schien Zaimoglus wenige Monate alten Roman „Leyla“ als billigen Abklatsch von Özdamars 14 Jahre altem „Das Leben ist eine Karawanserei“ zu werten. Zum Glück hat Frau Özdamar noch mal genau nachgelesen – und nimmt jetzt nur noch „Verwandtschaften von Motiven und Bildern“ wahr. Zu Recht: Auch wenn in beiden Romanen ein junges Mädchen im Anatolien der Fünfzigerjahre mal ins Dampfbad geht, sich seiner ersten Regelblutung schämt und eine Zuckermasse zum Enthaaren benutzt – um von Kopie zu sprechen, braucht es wohl doch noch ein bisschen mehr. Der Verlag Kiepenheuer & Witsch, bei dem beide Autoren veröffentlichen, kann wieder aufatmen, sämtliche Feuilletons dürfen erst mal ausatmen.