: „Einsam und hilfsbereit“
SICHERHEIT Eine Kriminalpräventions-Tagung berät über „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“
■ 44, ist stellvertretende Leiterin des Landeskriminalamtes Bremen und seit 1997 bei der Kriminalpolizei.
taz: Frau Wittrock, warum werden immer mehr ältere Menschen Opfer von Straftaten?
Andrea Wittrock: Letztendlich hat ein Täterklientel sie als lukrative Opfer entdeckt, weil sie mit wenig Aufwand und Entdeckungsrisiko einen hohen Taterfolg haben.
Das gilt auch für Bremen?
Ja. Hier ist der Trickbetrug 2012 um 19 Prozent und der Trickdiebstahl um 21 Prozent angestiegen.
Was macht Ältere als Opfer so attraktiv?
Sie sind oft allein lebend, einsam und hilfsbereit und verfügen nicht selten über hohe Bargeldbeträge. Zum Teil werden ja die Ersparnisse eines ganzen Lebens erbeutet.
Wie wählen die Täter ihre Opfer aus?
Beim Trickdiebstahl positioniert sich etwa ein Täter vor einer Bank und wartet, bis jemand Geld abhebt. Er verfolgt die Person nach Hause, um sie abzulenken und mit Hilfe eines Komplizen zu bestehlen. Beim Trickbetrug geht es etwa um den Enkeltrick übers Telefon. Dafür suchen sie einfach vorher im Telefonbuch nach altertümlichen Namen, wie Agnes oder Adele.
Was wissen Sie über die Täter?
Insgesamt kamen 2012 etwa die Hälfte der Täter aus Bremen. Insbesondere die Täter des Trickbetruges agieren überregional, sind sehr mobil und verfügen über einen hohen Professionalisierungsgrad. Das zeigt auch die vergleichsweise niedrige Aufklärungsquote von 20 Prozent im Jahr 2012.
Wie reagiert die Polizei?
In der Strafverfolgung wird aktuell die Zusammenarbeit im Bundesgebiet ausgebaut, um sich auf die Täterstrukturen zu konzentrieren. Präventiv versuchen wir, die potenziell Geschädigten zu erreichen, um deren Selbstschutz zu stärken. Auch die Angehörigen werden einbezogen. Zudem führen wir für Bankangestellte Fortbildungen durch: Wenn ein älterer Mensch aus „verdächtigen“ Gründen einen höheren Geldbetrag abhebt, sollte die Bank den Notruf wählen.
Hat die Prävention Erfolg?
Im Vergleich zu 2012 verzeichnen wir dieses Jahr sehr viel mehr Versuchs-Taten.
Und das heißt?
… dass mehr ältere Menschen sich nicht austricksen lassen und die Versuche bei uns angezeigt haben. INTERVIEW: JPB
19 Uhr, Bürgerschaft