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Archiv-Artikel

Eine Kathedrale der Scheiße

UMWELT Mit neuen Pumpen und riesigen unterirdischen Becken wollen die Wasserbetriebe dafür sorgen, dass die Kanalisation seltener überlastet ist – denn dann fließt das Abwasser ungefiltert in die Spree

Die Wasserbetriebe haben am Mittwoch ein neues Pumpwerk ans Netz genommen. Die Anlage in Friedrichshain zwischen Modersohnbrücke und Spree kann mehr Wasser zu den Klärwerken pumpen als die alte Anlage. So soll in Zukunft bei starkem Regen weniger Abwasser ungefiltert in die Spree laufen.

Während einige Städte ein getrenntes Abwassersystem haben, läuft in den Berliner Kanälen alles in ein Rohr: Das Regenwasser vom Dach und von der Straße genau wie das Abwasser aus der Toilette und aus der Industrie. Bei besonders starken Regenfällen ist das Abwassersystem überfordert – dann fließt die Brühe ungefiltert in die Spree.

Das alte Pumpwerk in Friedrichshain stammt aus dem Jahr 1893. James Hobrecht, Schöpfer der Berliner Kanalisation, hatte es in Auftrag gegeben. Es konnte maximal 350 Liter pro Sekunde befördern. Die neue, 9 Millionen Euro teure Anlage schafft 400 Liter – und lässt sich zudem aus der Ferne steuern, sodass keine Betriebsmannschaft mehr vor Ort sein muss. In dem alten Gebäude mit den imposanten Pumpen könnte in Zukunft ein Museum und Informationszentrum entstehen. Doch noch ist die Finanzierung ungeklärt.

Damit weniger ungefiltertes Wasser in die Spree fließt, bauen die Wasserbetriebe neben Pumpen auch Staubecken, in denen das überschüssige Wasser kurzfristig gespeichert wird, bis der Regen vorbei ist und die Pumpen wieder Kapazität haben. Direkt an dem neuen Pumpwerk wird eine Röhre so umgebaut, dass sie 4.300 Kubikmeter Wasser speichern kann. Am Mauerpark buddeln die Wasserbetriebe in den nächsten Jahren eine Röhre in den Untergrund, 700 Meter lang, mit 3,80 Metern Durchmesser halb so dick wie ein U-Bahn-Tunnel: 9.000 Kubikmeter Wasser passen dort rein.

Ganz besonders schwärmt Unternehmenssprecher Stephan Natz aber von einem unterirdischen Becken, das neben dem BND-Neubau in Mitte entstehen soll: 17.000 Kubikmeter Wasser passen dort hinein, so viel wie in sieben Olympia-Schwimmbecken. „Das wird riesig, so etwas hat man noch nicht gesehen, eine echte Kathedrale der Scheiße“, sagt Natz. Bis 2020 sollen insgesamt 307.000 Kubikmeter Stauraum entstehen, 230.000 sind schon fertig. Das Ziel ist, dass anschließend nur noch halb so viel Wasser ungefiltert in die Spree läuft wie noch in den Achtzigerjahren. SEBASTIAN HEISER