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Archiv-Artikel

Regiogeld für Gemeinden

NEUES DENKEN Die richtige Wirtschaft ankurbeln und Haushalt entlasten per Tauschgeld

Von MKS

BERLIN taz | Regionale Währungen sind schon länger bekannt. Mitglieder können bei Mitgliedsgeschäften damit bezahlen. Zinsen gibt es nicht – im Gegenteil: Meist wird eine Lagergebühr fällig, oft „Umlaufimpuls“ genannt. Das bedeutet, dass die Währung oder die Gutscheine für Leistungen jedes Vierteljahr zum Beispiel 2 Prozent an Wert verlieren. Damit soll der schnelle Umlauf garantiert sein. Die gleiche Menge Geldes arbeitet also mehr; Spekulation auf Wertsteigerungen des Geldes an sich sind ausgeschlossen.

Doch es geht nicht nur um privaten Tausch und Kauf. Auch Gemeinden könnten davon viel mehr profitieren als bisher. Anna-Lisa Schmalz und Tim Reeves entwickelten ein Konzept der regionalen Wirtschaftsgemeinschaften (ReWig). Die Diplom-Mathematikerin Schmalz gründete 2011 die ReWiG München als Genossenschaft mit. Seitdem folgten 2012 die ReWiG Schlehdorf und die ReWiG Allgäu eG.

In einer Studie, veröffentlicht bei Monneta.org, schreibt Schmalz: „Städte und Gemeinden sind an einer stabilen wirtschaftlichen Lage der lokalen Unternehmen interessiert. Neben dem Anliegen, die regionale Wirtschaft zu fördern, gibt es wohl in jeder Kommune soziale, kulturelle oder ökologische Ziele, die wegen fehlendem Geld im kommunalen Haushalt nicht im gewünschten Ausmaß unterstützt werden können. Eine Regionalwährung kann passend zu diesen Anliegen konzipiert werden, so dass die dafür notwendigen Haushaltsbudgets deutlich geringer ausfallen. Sie kann Kaufkraft in der Region binden und so auch kleinen und mittleren Unternehmen zusätzlichen Auftrieb geben.“

Konkret bedeutet das, durch die höhere Umlaufgeschwindigkeit einer Regionalwährung mit dem gleichen Budget mehr zu erreichen. In Langenegg im österreichischen Vorarlberg etwa läuft das dortige „Talent“ vier mal schneller um als der Euro und finanziert Solarwärme und sanfte Mobilität.

Ein weiteres Beispiel ist die Einführung einer Zweitwährung für Betreuungsdienste, damit Menschen länger in ihrer Wohnung bleiben können und auch weniger der teuren Altenheimplätze von der Gemeinde bezahlt werden müssen. Die Schweizer Initiative KISS ist hier ein Vorbild, siehe www.kiss-zeit.ch.

Im Wohnturm-Stadtteil Rabot der belgischen Stadt Gent gibt es die Torekes („Türmchen“). Herausgeber ist die Stadt. Die Bürger zahlen Torekes als Pacht für Gemeinschaftsgärten oder als Entgelt für Energiesparlampen, bekommen welche für gemeinnützige Aktivitäten. Leute mit wenig Geld nehmen so am lokalen Wirtschaftskreislauf teil. MKS