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Archiv-Artikel

Guck mal Guggenheim

Kurz vor der Bonner Groß-Ausstellung bringt uns 3sat die Sammlerfamilie nahe – Spleens inklusive (So., 18.30 Uhr)

Ihr Vater starb 1912 beim Untergang der „Titanic“, weil er seiner Geliebten den Platz im Rettungsboot überließ. Durch Marcel Duchamp entdeckte sie bereits in jungen Jahren ihre Leidenschaft zu den modernen Künstlern und ihrer Kunst. Sie war mir Max Ernst verheiratet, mit Samuel Beckett liiert und förderte Jackson Pollock, als noch niemand daran glaubte, dass seine Werke jemals etwas wert sein könnten: Peggy Guggenheim (1989–1979)

Doch nicht diese recht ungewöhnliche Dame, mit Hang zu überdimensionalen Brillen und plüschigen Tieren, ist – wie viele annehmen – die Gründerin des weltbekannten Guggenheim Museums in New York. Es war ihr werter Onkel. Solomon R. Guggenheim (1861–1949), einst erfolgreicher Kupferfabrikant, später Kunstsammler. Und als Mäzen einer der Wegbereiter der Moderne. Seine eigene Kunsterzieherin, die Malerin Hillal von Rebay, hatte ihn bei einer Porträtsitzung überzeugt, wie wichtig es ist, junge Künstler zu fördern. All dies wird hübsch verpackt im Film der Guggenheim-Expertin Sigrid Faltin erzählt.

„Vom Kupferkönig zum Kunstkonzern“ ist dabei nur eine von insgesamt fünf Dokumentationen, mit denen 3sat die bevorstehende „The Guggenheim“-Ausstellung in Bonn (21. Juli 2006 bis 7. Januar 2007) begleitet.

Sie ist beinahe selbst wie eine kleine Ausstellung inszeniert und führt chronologisch durch die Familiengeschichte – von der Erweckung Solomons durch Hillay von Rebay bis zum ausführlich geschilderten wilden Leben der Peggy Guggenheim, deren Venezianer Sammlung erst nach ihrem Tod in die Stiftung ihres Onkels integriert wurde. Von ihr verschafft die nur 30-minütige Dokumentation einen tiefen Eindruck – auch dank hübscher Aussagen ihrer Enkelin, der sie wohl recht gerne vor versammelter Mannschaft indiskrete Fragen stellte wie „Mit wie vielen Männern hast du schon geschlafen?“.

Den Abschluss bildet die Post-Peggy-Guggenheim-Ära unter dem Direktor der Solomon Guggenheim Foundation, Thomas Krens, der dank modernem Management weltweit die Marke Guggenheim etablierte und deshalb auch gerne „McGugg“ genannt wird.

Trotz der Kürze gelingt es der Dokumentation, die Geschichte der Guggenheims rund zu erzählen und in kleinen Anekdoten ein Bild von dieser eigenwilligen Familie, dank deren Engagement und Geld viele Kunstwerke die Zerstörungen der Nationalsozialisten überlebten, zu zeichnen.

BETTINA SCHULER

Weitere Termine (alle 3sat): „The Guggenheim – ein Gastspiel in Bonn“ (So., 23. 7., 18.00 Uhr); „Guggenheims Tempel“ (So., 27. 8., 18.00 Uhr); „Die Baroness und das Guggenheim“ (So., 24. 9., 10.15 Uhr); „Magnet Guggenheim“ (So., 24. 9., 18.30 Uhr)