: Demos und die Evakuierung einer Uniklinik
Was in drei Monaten passierte: eine Chronologie des Streiks der Ärzte an den Kliniken der Universitäten
9. März: Der Marburger Bund erklärt die im Oktober 2005 aufgenommenen Tarifverhandlungen für gescheitert. Bei einer Urabstimmung votieren 98,4 Prozent der Uniklinikärzte für den unbefristeten Streik.
16. März: Am ersten Streiktag treten Ärzte in Freiburg, Heidelberg, München, Würzburg, Essen, Bonn, Mainz und Halle in den Ausstand.
29. März: Das erstes Sondierungsgespräch der Tarifparteien wird ergebnislos abgebrochen. Von nun an kommen immer wieder tausende Ärzte zu Kundgebungen zusammen; bis zu 13.800 von ihnen sind zeitgleich im Ausstand.
3. Mai: Die Ärzte lassen ihre Forderung nach 30 Prozent mehr Gehalt ohne Mehrarbeit fallen. Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Montgomery, fordert nur noch „ein angemessenes Gehalt“.
5. Mai: Erstmals seit fünf Wochen treffen sich die Tarifparteien in München wieder zu Verhandlungen. Nach einem Marathon von 26 Stunden werden die Gespräche ohne Ergebnis vertagt. Der Marburger Bund wirft der Tarifgemeinschaft der Länder vor, den „Münchner Kompromiss“ wieder zurückgezogen zu haben.
11./12. Mai: Nach mehrstündigen Gesprächen in Dresden scheitern die Verhandlungen erneut. Der Verhandlungsführer der Länder, Niedersachsens Finanzminister Möllring (CDU), beziffert sein Angebot auf 16 Prozent mehr Gehalt vor allem für die jüngeren Ärzte. Der MB rechnet dagegen vor, für das Gesamtpaket bedeute dies eine Erhöhung um nur 1 Prozent.
19. Mai: In Potsdam einigen sich die Tarifgemeinschaft und Ver.di auf einen neuen Tarifvertrag für die Landesbediensteten. Die Arbeitgeber wollen diesen Kompromiss auch auf die Uniklinikärzte anwenden, obwohl nur einige hundert von ihnen bei Ver.di organisiert sind. Der Marburger Bund beharrt auf einer ärztespezifischen Regelung.
2. Juni: In Heidelberg wird mit der Evakuierung der Uniklinik begonnen.
5. Juni: Nach wochenlanger Funkstille loten Möllring und Montgomery auf Initiative Bayerns in einem Telefonat das weitere Vorgehen aus. In Bayern wird nach einer Separateinigung der Streik ausgesetzt.
10. Juni: Möllring und Montgomery zeigen sich nach einem Treffen in Hannover vorsichtig zuversichtlich. Über die Einzelheiten ihres Spitzengesprächs vereinbaren sie Stillschweigen.
16. Juni: In der Landesvertretung Niedersachsens in Berlin einigen sich Gewerkschaft und Arbeitgeber auf einen Tarifvertrag für die Ärzte. dpa, mam