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Archiv-Artikel

Der dunkelste Tag des Jahres

KRISE II Borussia Dortmund spielt gegen Hertha BSC offensiv ideenlos und ohne Gier – und verliert so sein drittes Heimspiel in Folge

Ihre Gesichter waren ernst, einige der Dortmunder Spieler blickten beschämt zu Boden, als sie nach dem 1:2 gegen Berlin ihre Anhänger von der Südtribüne aufsuchten. Gerade mal vier Punkte holte Dortmund aus den jüngsten sechs Bundesligapartien. Das Team verliert nicht mehr nur einzelne Spiele, es ist in eine ernste sportliche Krise geraten.

Dabei war dieser 21. Dezember, der dunkelste Tag des Jahres, fußballerisch so finster wie kein anderer Dortmunder Auftritt der vergangenen Monate. „Ich bin nach langer, langer Zeit erstmals nicht einverstanden, mit der Art und Weise, wie wir aufgetreten sind“, sagte Sportdirektor Michael Zorc. Nach den anderen verlorenen Partien haderten die Dortmunder über die vielen vergebenen Chancen, diesmal hatten sie überhaupt keine.

Das frühe 1:0 durch Marco Reus fiel nach einem schlimmen Fehler des Berliner Ersatztorhüters Marius Gersbeck, fünf Minuten danach vergab Robert Lewandowski noch eine passable Möglichkeit, in den restlichen 80 Minuten gab es mal einen harmlosen Fernschuss, mal einen zaghaften Kopfball. Mehr nicht.

„Die Zielstrebigkeit und die Bereitschaft, ein körperbetontes Spiel abzuliefern, sind bei uns auf der Strecke geblieben“, sagte Kapitän Roman Weidenfeller. Umso erstaunlicher ist, dass die Mannschaft gegen Berlin sensationelle 128 Kilometer gelaufen war, mehr als in allen anderen Spielen dieser Hinrunde. Körperlich müde waren sie also nicht, „wir hatten ja noch nicht einmal eine englische Woche“, sagte auch Zorc. Doch fehlen aktuell Dinge wie ein starker Wille, Durchsetzungsfähigkeit und die gute alte Gier.

Das Kombinationsspiel im Mittelfeld wirkt unsicher bis hölzern, was natürlich auch damit zu tun hat, dass die Spieleröffner Subotic und Hummels fehlen. Und in der Reihe davor fallen mit Gündogan und Bender zwei weitere Leistungsträger aus.

Aber die Ausrede vom Verletzungspech lassen die Dortmunder nicht gelten, inzwischen sind nämlich auch der Offensive, in der keine wichtigen Spieler verletzt sind, Esprit und Selbstvertrauen abhanden gekommen. Marco Reus und Robert Lewandowski agieren so harmlos wie seit vielen Monaten nicht, und Henrikh Mkhitaryan arbeitet zwar viel, aber mal spielt er zu früh ab, mal zu spät, mal entscheidet er sich für einen Schuss, wenn ein Mitspieler besser postiert war, mal spielt er ab, wenn er besser hätte schießen sollen.

Selbst das Publikum wirkte kraftlos, als sei die Sache langweilig geworden, jetzt, wo der FC Bayern uneinholbar davon geeilt ist. Diese Entwicklung ist gefährlich. Denn es ist „sicher nicht so, dass Borussia Dortmund Artenschutz genießt, was die direkte Qualifikation zur Champions League betrifft“, sagte Kapitän Sebastian Kehl. DANIEL THEWELEIT