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Archiv-Artikel

Ostdeutsche Ärzte fühlen sich benachteiligt

Durch den neuen Tarifvertrag für Unikliniken verdienen ostdeutsche Mediziner weniger als die westdeutschen Kollegen

BERLIN dpa ■ Ostdeutsche Ärzte haben den Tarifabschluss für die 22.000 Ärzte an Unikliniken und Landeskrankenhäusern kritisiert. Sie zeigten sich darüber enttäuscht, dass sie im Tarifvertrag schlechter gestellt bleiben als ihre westdeutsche Kollegen. Entgegen ersten Äußerungen wollen die meisten von ihnen jedoch am Montag an die Arbeitsplätze zurückkehren.

Der Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) hatten sich am Freitag nach dreimonatigem Streik auf den ersten eigenen Tarifvertrag für Ärzte von Unikliniken und Landeskrankenhäusern geeinigt. Er sieht im Westen ein Gehalt von 3.600 Euro monatlich im ersten und 3.800 im zweiten Jahr vor, im Osten 3.200 und 3.400 Euro. Für Berufsanfänger macht die Gehaltserhöhung 15 bis 17 Prozent aus, für Oberärzte 20 Prozent. Der Abschluss soll vom 1. Juli an gelten.

Der Präsident der Bundesärztekammer bedauerte die ungleichen Tarifregelungen für Ost- und Westdeutschland. Die Ärzte in den neuen Ländern würden darüber zu Recht „in Harnisch“ geraten, sagte Jörg-Dietrich Hoppe im Deutschlandradio Kultur. Aber in den Verhandlungen sei nicht mehr zu erreichen gewesen. Der Landesvorsitzende des Marburger Bundes in Sachsen-Anhalt, Dieter Hoffmeyer, nannte es „negativ“, dass keine Ost-West-Angleichung erreicht wurde. „Es wird weiter Ärzte erster und Ärzte zweiter Klasse geben.“

Die Ärzte an Thüringens Universitätskliniken wollen die Einigung deswegen mehrheitlich ablehnen, den Aufruf zur Streikpause jedoch befolgen. In Mecklenburg-Vorpommern empfahl der Marburger Bund die Wiederaufnahme der Arbeit. Die Erfolgsaussichten eines fortgesetzten Streiks wären sehr gering, sagte Landesgeschäftsführer Jörg-Peter Vandrey.

Unzufrieden äußerten sich die 450 Ärzte an den niedersächsischen Landeskrankenhäusern, weil der Tarifvertrag für sie nicht gelte. Sie wollen die Einigung bei der Urabstimmung ablehnen und ihre Streiks fortsetzen.

Nun droht auch ein Streik von rund 70.000 Medizinern in den 700 kommunalen Krankenhäusern. Die große Tarifkommission der Ärztegewerkschaft Marburger Bund entscheidet am Dienstag über die Einleitung der Urabstimmung, nachdem die bislang letzten Tarifgespräche mit dem Verband kommunaler Arbeitgeber (VKA) am 9. Juni in Köln abgebrochen wurden.