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Archiv-Artikel

Für einen Bürgerkrieg wird weiter gerüstet

Hamas und Fatah mobilisieren tausende Männer – für den drohenden innerpalästinensischen Kampf

Rund 10.000 Gewehre wurden durch Tunnel in das palästinensische Gebiet geschmuggelt

JERUSALEM taz ■ Trotz öffentlicher Friedensbekundungen: Hamas und Fatah rüsten sich für einen möglichen Bürgerkrieg. Allein im Gaza-Streifen rekrutierte die Fatah in den vergangenen Wochen 4.000 junge Männer.

Der Waffenschmuggel aus Ägypten blüht. Israel zufolge wurden seit dem israelischen Abzug aus dem Gaza-Streifen im August vergangenen Jahres „Tonnen von Sprengstoff, drei Millionen Gewehrkugeln, rund 10.000 Gewehre“ sowie Kanonen und Granatenwerfer durch Tunnel in das palästinensische Gebiet geschmuggelt.

Das gegenseitige Misstrauen zwischen den beiden stärksten politischen Fraktionen hat gute Gründe. Nicht weniger als viermal waren die Konfliktparteien zu einer Einigung gekommen. Dabei ging es vor allem um die umstrittenen Hamas-Brigaden, die das palästinensische Innenministerium trotz des Vetos von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas aufstellte. Die 3.000 bewaffneten Männer hätten sich demnach in die Baracken zurückziehen sollen. Stattdessen blieben sie unverändert provokativ an zentralen Verkehrspunkten im Gaza-Streifen stationiert. Obwohl es weiter Tote durch regelmäßige israelische Luftangriffe gibt, konzentrieren die Kämpfer ihre strategischen Maßnahmen hauptsächlich auf den innerpalästinensischen Konflikt. Im Gaza-Streifen steckt offenbar der ehemalige Chef der „Präventiven Sicherheit“, Mohammed Dahlan (Fatah), hinter der Rekrutierung der neuen Männer. Die größte Gruppe formierte sich in Dahlans Heimatstadt Chan Junis zu der al-Asifa („Sturm“)-Truppe. Sämtliche Rekruten durchlaufen eine Grundausbildung, bevor sie in der neuen Einheit „Operative Truppe“ aufgenommen werden. Sie steht unter der Kontrolle der „Präventiven Sicherheit“.

Zusätzlich zu dem Konflikt mit der Fatah ist die Hamas auf innerparteilicher Ebene ideologisch zerstritten. Die Hamas-Regierung verfolgt eine deutlich moderatere Richtung als die Hamas-Führung im Exil. Während Regierungssprecher Ghazi Hamad auch jüngst wieder die Bereitschaft der Palästinenser zu einem Waffenstillstand in Aussicht stellte, beharrt die in Damaskus ansässige Führungsriege auf einer Fortsetzung des Terrors.SUSANNE KNAUL