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Archiv-Artikel

„Unheimlich schwierig“

HEILIG ABEND Nicht für alle ist Weihnachten ein Fest. Wohnungslose können ins Konsul-Hackfeld-Haus

Von jpb
Cornelia Eybe

■ 49, Erzieherin, arbeitet seit fast 20 Jahren in der Wohnungslosenhilfe und macht die offene Beratung im Jakobus-Treff.

taz: Frau Eybe, wie feiern Wohnungslose den Heiligen Abend?

Cornelia Eybe: Sehr verschieden, viele feiern gar nicht. Wir machen im Jakobustreff eine Weihnachtsfeier, die Stephani-Kirche richtet eine aus und im Konsul-Hackfeld-Haus macht der CVJM die traditionelle Nacht – von „Acht bis Acht“.

Dort kann man die ganze Nacht bleiben?

Ja, man kann spielen, essen, sich zurückziehen. Es ist ein offenes Angebot und dient dazu, nicht alleine zu sein. Bei uns im Jakobus-Treff ist nicht so viel Platz, wir laden unsere Stammgäste ein.

Ist der 24. 12. für Wohnungslose ein besonders belastender Tag?

Ich glaube, das ist er nicht nur für Wohnungslose. Schon die Zeit vor den Feiertagen ist für alle Menschen schwierig, die aus ihrem angestammten familiären System herausgefallen sind, weil die Angehörigen gestorben sind oder aus anderen Gründen. Es gibt genug Leute, denen es nicht blendend geht. Allein zu sein und zu sehen, wie es sein könnte, ist unheimlich schwierig – also abgeschnitten zu sein, vom normalen Ablauf eines solchen Tages. Es ist ja mit der höchste Feiertag.

Und den Rest des Jahres geht alles wieder seinen Gang?

Das normale Leben geht aber eigentlich erst am 2. Januar wieder los. Denn Sylvester ist auch noch so ein Datum, an dem man das Jahr Revue passieren lässt. Ich glaube, die ganze letzte Dezemberwoche kann für viele sehr doof sein. Es sei denn, es passiert etwas Schönes.

Ein Weihnachtswunder?

Auch das habe ich schon erlebt, aber es kommt selten vor. Überraschungen wie jene, dass sich doch noch mal jemand aus der Familie meldet.

Was können diejenigen tun, denen es besser geht?

Nur zu Weihnachten sein Gemüt zu beruhigen, damit habe ich ein Problem. Man könnte sich aber vornehmen, jemanden, der auf der Straße sitzt, einfach mal anzulächeln, statt ihn zu übersehen. Ob man Geld spendet, muss jeder immer für sich entscheiden. Aber ich weiß, dass viele darunter leiden, dass sie bewusst übersehen oder von oben herab angemotzt werden. Allein, wenn man das nicht tut, ist es viel.   Interview:jpb

Offene Türen im Konsul-Hackfeld-Haus: ab 20 Uhr, Birkenstraße 34 – nicht nur für Wohnungslose