„Jetzt glitzert alles“

TOURISMUS Ein Podium fragt, wie sich Bremerhaven mit Umweltthemen als Reiseziel entwickeln kann

■  ist grüner Bürgerschaftsabgeordneter aus Bremerhaven und wirtschaftspolitischer Fraktionssprecher.

taz: Bremerhaven will als „Klimastadt“ Touristen anlocken. Hat es das Label verdient?

Frank Willmann: Tatsächlich hat man sich hier mit den Attraktionen rund um die „Havenwelten“ – vor allem dem Klimahaus aber auch etwa dem Alfred Wegener Institut – dem Thema verschrieben. Es wurde jede Menge Geld investiert, die Stadt hat sich verändert, jetzt glänzt und glitzert hier alles. Aber wie setzen wir das im Alltag um?

Was würde Ihnen da einfallen?

Themen wie ÖPNV – gibt es Alternativen zu den Dieselbetriebenen Bussen? Bremerhaven wurde als Modellregion für „E-Mobility“, also Elektroautos, ausgewählt. Auch die Hotellerie ist gefragt, was ökologisches bauen oder alternative Energiegewinnung angeht. Oder die Frage, wie man mit Touristengruppen umgeht, die mit dem Fahrrad anreisen. Im Moment können die nicht mal irgendwo ihr Fahrradgepäck aufbewahren lassen.

Die Bahn hat Bremerhaven vom Fernverkehrsnetz abgekoppelt. Ein Rückschritt?

Ich glaube schon, dass das ein Rückschritt ist, wenn wir das Thema Klima und Tourismus so in den Fokus nehmen.

Ist das Klimahaus nicht eher Öko-Entertainment als ökologischer Umbau?

Konzepte wie das Klimahaus sind sehr beliebt, trotzdem sollte man auch den Bereich Watt und Meer stärker als Ziel definieren. Oder die dazugewonnenen Gebiete der Luneplate, ein weithin anerkanntes Naturschutzgebiet. Um das Thema weiter zu entwickeln, müssen wir aber neue Partner, zum Beispiel in der Privatwirtschaft finden – die öffentliche Hand wird da nicht mehr soviel investieren können wie bisher. Interview: Christian Jakob

19 Uhr, Stadtbibliothek BHV