: Ultimatum verschärft Flughafen-Konflikt
TARIFSTREIT Arbeitgeber stellt Ultimatum. Lehnen die Beschäftigten ab, sind unbefristete Streiks möglich
VER.DI-VERHANDLUNGSFÜHRER MICHAEL WALTER
Im Tarifkonflikt an den Berliner Flughäfen haben sich die Fronten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern verhärtet. Nachdem am vergangenen Freitag die Globeground Berlin (GGB) ein Ultimatum stellte, wehrt sich nun die Gewerkschaft Ver.di, die das Bodenpersonal vertritt, gegen das Verhalten der Arbeitgeber. „Wir liegen bei ziemlich zentralen Punkten auseinander, und das wird nicht befördert, indem man ein Ultimatum stellt“, sagt Verhandlungsführer Michael Walter.
Beide Seiten befinden sich seit Januar in Tarifverhandlungen. Die Gewerkschaft fordert vor allem bessere Konditionen für die bei der GGB-Tochtergesellschaft Ground Service Berlin (GSI) Beschäftigten. Dazu gehören mehr Urlaubstage, Ausgleichstage für die Schichtarbeit sowie ein halbes 13. Gehalt mehr. Darüber hinaus sollen die unteren Einkommensgruppen mehr Lohn bekommen. Für Angestellte der Firma Acciona fordert die Gewerkschaft, geplante Einkommenskürzungen zurückzunehmen.
Die GGB bietet in ihrem bis Monatsende gültigen Angebot 25 bis 30 Tage Urlaub und „Einstiegslöhne von 9,23 Euro“ die Stunde. Der GGB-Geschäftsführer Bernhard Alvensleben bezeichnete das als „Grenze des Machbaren“. Ver.di verweist dagegen auf „erhebliche Gewinne“ des Unternehmens in den vergangen Jahren.
Vereinzelte Warnstreiks in den letzten Wochen hatten keine Bewegung in die Verhandlungen gebracht. Zuletzt waren die Beschäftigten am Donnerstag zu einem unangekündigten Warnstreik aufgerufen. Während nach Angaben der GGB der Flugbetrieb in Tegel und Schönefeld kaum beeinträchtigt war, gab es nach Auskunft der Gewerkschaft 65 Flugverspätungen, darunter mehrere Maschinen, die ohne Gepäck starten mussten. „Zusätzliche freie Mitarbeiter“ sowie „Hilfe der Fluggesellschaften“ hätten es ermöglicht, den Flugbetrieb „innerhalb kürzester Zeit wieder vollständig zu stabilisieren“, teilte die GGB mit.
Nach Angaben von Ver.di hätten Streikende zudem „massive Einschüchterungen“ durch ihren Arbeitgeber hinnehmen müssen. „Je ungesicherter die Arbeitsverhältnisse der Kollegen sind, desto genauer wird auf Fehler geguckt“, sagt Verhandlungsführer Walter. Einzelnen sei geraten worden, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen, wenn ihnen der jetzige nicht passe. Die GGB bestreitet Einschüchterungsversuche. Im Gegenteil habe man sich schützend vor die Streikenden gestellt, als aufgebrachte Passagiere auf diese losgegangen seien.
Ob es weitere Warnstreiks, Gespräche oder eine Gegenangebot von Arbeitnehmerseite gibt, will die Gewerkschaft nun in einer Tarifkomission klären. Die Arbeitgeber sehen die Möglichkeiten der Beschäftigten durchaus realistisch: „Wenn unser Angebot nicht angenommen wird, wird es wohl eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik geben“, sagt eine Sprecherin der GGB. Ob das Unternehmen dann noch einmal nachbessert oder sich auf den Streik einstellt, blieb am Montag offen. SVE