: Köpfe und Kröpfe
ARD verlängert Vertrag von Programmdirektor Struve, aber noch nicht von Sportkoordinator Boßdorf
Die ARD hält an Altbewährtem fest: Auf ihrer zweitägigen Konferenz in Straßburg beschlossen die Intendanten gestern, den Vertrag von Programmdirektor Günter Struve um ein Jahr zu verlängern. Ursprünglich wollte sich Struve im Winter 2006, nach 14 Jahren Amtszeit, zurückziehen.
Nun bleibt er bis Ende 2007 – weil er will und weil er muss. Grund für die Verlängerung ist die schwierige Suche nach einem Nachfolger für den 66-jährigen Struve, der in der ARD-Geschäftsführung eine zentralistische Hausmacht wie nirgendwo sonst im föderalen Ersten aufgebaut hat. WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf hatte zwar immer wieder Ambitionen angemeldet, konnte sich aber im Kreis der Intendanten nicht durchsetzen. Als Entschädigung darf Deppendorf nun als Leiter des Hauptstadtstudios nach Berlin zurückkehren. Dort beerbt er seinen eigenen Nachfolger, den glücklosen Thomas Roth, der auf eine noch nicht benannte Position in den WDR abgeschoben wird.
Mit Joachim Wagner (62) ebenfalls neu besetzt wird die Position des stellvertretenden Chefredakteurs Fernsehen im Hauptstadtstudio. Der langjährige Korrespondent ist Nachfolger von Thomas Baumann (44), der am 1. Juli 2006 das Amt des ARD-Chefredakteurs übernimmt. Wagners Vertrag läuft bis zu dessen Ruhestand im Jahr 2008. Danach wird Rainald Becker (46) vom Südwestrundfunk diese Funktion übernehmen.
Keine Klärung gab es dagegen im Fall Hagen Boßdorf: Die ARD-Intendanten konnten sich nicht über eine Vertragsverlängerung des 41-jährigen Sportkoordinators einigen, hieß es gestern aus ARD-Kreisen. Boßdorf, der wegen seiner Stasi-belasteten Vergangenheit umstritten ist, hat einen Vertrag bis April 2007. Die Intendanten wollen jetzt bei ihrer Hauptversammlung in Schwerin im September eine Entscheidung zu dem Thema fällen.
In jüngster Zeit wurde Kritik an der angeblich von Boßdorf betriebenen Entscheidung der ARD-Sportchefs geübt, den RBB-Schwimmreporter Hajo Seppelt vom Bildschirm zu nehmen (taz berichtete). Seppelt, der auch als profilierter Dopingkritiker gilt, soll durch den von der ARD neu verpflichteten Tom Bartels ersetzt werden, der zurzeit noch für RTL die Fußball-WM kommentiert. Seppelt wird dem Vernehmen nach letztmalig Ende Juni von der Deutschen Schwimm-Meisterschaft berichten.
Unterstützungsaktionen für Seppelt wie zuletzt eine Zeitungsannonce von Kritikern wies der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber zurück: „Solche Einmischungsversuche sind überflüssig wie ein Kropf und deshalb wenig zielführend.“
(taz/dpa)