GREEN DOOR BAR (2)
: Sprachentscheidung

Die Recherche verlief zufriedenstellend

Wie jede anständige seriöse Bar hat auch die Green Door Bar ihre Habitués. Einer der ersten Gäste, wenn der Laden um 18 Uhr aufmacht, ist Herr Olsson. Er wurde durch das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung nach Berlin gelockt, wo er nun im Bereich „Judgement and Decision Making“ forscht.

Herr Olsson weiß also, wie Entscheidungen zustande kommen. Er selbst checkte, bevor er dem Ruf nach Berlin folgte, zunächst einmal die Bars der Hauptstadt. Die Recherche verlief zufriedenstellend, wobei er zu dem Schluss kam, seine Bar müsse die Green Door Bar sein. Entsprechend verhandelte er mit dem Max-Planck-Institut: Er käme nur nach Berlin, wenn das Institut ihm eine Wohnung in der Nähe der Bar beschaffen könne. Das Institut konnte und seither wohnt Herr Olsson in der Winterfeldtstraße, in einem Haus von Hinrich Baller, dessen Architektur man an den gebogenen Drähten, soll heißen den merkwürdig Art-déco-haften Fenster- und Balkongittern erkennt.

Herr Olsson hat sich auch entschieden, kein Deutsch zu lernen, nur weil er jetzt in Berlin lebt. Also unterhält er sich mit Dr. Laufenberg, einem anderen Habitué der Green Door Bar, auf Englisch. Eines der Lieblingsthemen von Dr. Laufenberg ist Goethe, besonders dessen schnell und nachlässig hingeschriebene politische Utopie „Das Märchen“, über das der Doktor in der Green Door Bar auch schon erfolgreich referiert hat.

Bei solchen Gelegenheiten wird Herr Olssons Sprachentscheidung dann doch auf die Probe gestellt. Oder wenn der Inhaber der Green Door Bar, Fritz Müller-Scherz, sich mit Dr. Laufenberg dann doch mal auf Deutsch unterhält und es sich dann nicht verkneifen kann, Herr Olsson zu fragen, ob er ihr Gespräch denn verstehe? Worauf Herr Olsson im Brustton der Überzeugung meint: Ja, ja, ja.

BRIGITTE WERNEBURG