opern, berlin etc.
: Placebo-Stiftung

Noch eine rot-grüne Illusion zerplatzt. Die drei Opernhäuser der Hauptstadt sind auch unter dem Dach der gemeinsamen Stiftung nicht so billig zu betreiben, wie das die damalige Kulturstaatssekretärin Christina Weiss und der Berliner Senat lautstark verkündet hatten. Michael Schindhelm, der nach vielen Mühen schließlich doch gefundene Stiftungschef, hat schon nach der ersten Bilanz in diesem April dieses Jahres zugegeben, dass die Planziele nicht erfüllbar sind, gestern hat er der Berliner Zeitung in einem Interview noch einmal erklärt, warum nicht. Die Rechnung ist simpel: Die Besucherzahlen sind zwar gar nicht so schlecht, aber sie können das Einnahmesoll niemals erreichen, die Zusammenlegung der drei Ballettcompagnien und der Werkstätten funktioniert leidlich, aber sie spart nicht so viel Geld ein, wie nötig wäre. Man habe schlicht vergessen, sagt Schindhelm, dass damit neue „Leitungsebenen“ entstanden, die teurer sind als die technischen Arbeitsplätze, die dafür abgebaut wurden.

Michael Schindhelm ist ein ehrlicher Mann, er will die drei Opern erhalten, aber eigentlich wissen alle schon lange, dass es mit dem vorhandenen Geld unmöglich ist. Eines der Häuser muss verkauft werden, vermutlich die Staatsoper, entweder an den Bund, was dem Berliner Senat am liebsten wäre, oder an einen privaten Sponsor.

Der Deal mit der Bundesregierung war von Anfang an nur ein Placebo gegen die Schmerzen dieser Einsicht. Auch die vielfach geforderte Generalintendanz käme nicht darum herum: Sie könnte vielleicht die Spielstätten halten, aber nicht drei komplette Ensembles im eigenem Profil. Im Wahlkampf zum Abgeordnetenhaus, der soeben begonnen hat, sind die Opern kein Thema, und zu befürchten ist, dass auch die nächste Landesregierung so lange wie möglich weiterwurstelt. Die zusätzlichen Einsparungen, die sie fordern wird, gehen an die Substanz. Die heute noch respektable künstlerische Qualität wird das erste Opfer sein.

NIKLAUS HABLÜTZEL