: Billigproduktion soll Bauklötze retten
Das dänische Spielwarenunternehmen Lego verlagert fast seine gesamte Produktion an einen Auftragshersteller aus Singapur. Lego selbst baut künftig nur die Hightech-Elemente Technic und Bionicle. Von zuletzt 8.300 Arbeitsplätzen bleiben nur 3.000
VON REINHARD WOLFF
Lego ist das international bekannteste dänische Warenzeichen. Und nicht nur hierzulande sind wohl die meisten der 20- bis 60-Jährigen mit den bunten Klötzen groß geworden. Doch außer diesen Erinnerungen bleibt von der Spielwarenfirma Lego im dänischen Billund nach der jüngsten Sparrunde kaum etwas übrig: Künftig soll der Auftragshersteller Flextronics aus Singapur den Großteil der Produktion übernehmen. Er bekommt die Lego-Fabriken in Tschechien und Ungarn. Anstelle der bisherigen Lego-Werke in den USA soll eine neue mexikanische Flextronics-Fabrik den amerikanischen Markt beliefern.
Damit werden von den rund 8.300 Beschäftigen, die Lego noch im Jahr 2003 hatte, gerade mal 3.000 übrig bleiben. In Dänemark selbst sind es nur noch 300 Frauen und Männer in der Verwaltung und der Entwicklung von technisch avancierten Spezialspielsachen wie Lego-Technic und der Bionicle-Videospiele.
Dass Lego mit dem veränderten Spielverhalten in den Kinderzimmern offenbar nicht mehr so recht Schritt hielt, hatte sich schon 1998 angekündigt, als das 1932 gegründete Unternehmen erstmals in seiner Geschichte ins Minus rutschte. Die Reaktionen waren hektisch – und missglückten: So nahm Lego seine Duplo-Steine zunächst aus dem Angebot, um wenig später gerade in dem Bauklotz-Geschäft mit den Allerjüngsten die Rettung für das Unternehmen zu sehen. Auch der Versuch, das Unternehmen mit Computerspielen voran zu bringen, misslang. Teuer bezahlte Lizenzprodukte zu Star Wars oder Harry Potter brachten allenfalls kurzzeitige Zwischenhochs.
Nach einem Rekordverlust im Jahre 2004, als Lego pro umgesetztem Euro 25 Cent verlor, schloss das Unternehmen Fabriken in der Schweiz und Korea und verkaufte seine einträglichen Lego-Land-Familienparks in Dänemark, Deutschland, Großbritannien und den USA.
Ein Gewinn von umgerechnet rund 94 Millionen Euro im vergangenen Jahr reichte offenbar nicht aus, um eine nachhaltige Wende zu begründen. Mit den aktuellen Maßnahmen sei der „Schritt zu einer endgültigen Sicherung der Zukunft von Lego“ gemacht, sagte Lego-Chef Jørgen Vig Knudstorp. Dafür sprächen Prognosen zur Entwicklung des Spielzeugmarkts. „Trotz Internet und Computer werden ja auch noch Bücher verkauft.“
Dagegen glaubt der dänische Spielzeuganalytiker Torben Hangaard Rasmussen, dass allenfalls die Duplo-Steine überleben könnten. „Legoklötze gehören dem industriellen Zeitalter an, als man konstruierte und Ingenieur spielte.“ Populäres Spielzeug stamme heute eher aus der virtuellen Welt. Da auch das Spielalter immer kürzer werde, werde die gesamte Spielzeugbranche weiter schrumpfen.