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Archiv-Artikel

ORTSTERMIN Plop oder Flop?

Hinter polierten Glasfronten, die zu einem der vielen Wolkenkratzer im Finanz und Geschäftszentrum von Peking gehören, befindet sich das Flensburger Brauhaus. Grelles Licht und ebenso wenig authentisches Brauhaus-Ambiente gibt es drinnen: ein großer Raum mit Kunststoff-Interieur und ein paar Bambus-Pflänzchen zur Deko. An der Bar akribisch aneinander gereihte Flensburg-Bierflaschen und große Flachbildschirme, auf denen die Zubereitung von deutschen und italienischen Spezialitäten gezeigt wird.

Was hat Italien in einer chinesischen Kneipe mit norddeutschem Bier verloren? Die Antwort ist einfach: Das Brauhaus war bis vor kurzem noch ein italienisches Restaurant. Doch dann wurde ihm der Flensburg-Stempel aufgedrückt. So ganz wollte man sich anscheinend aber nicht vom Vorherigen trennen, was sich auch in der Speisekarte niederschlägt: Pasta und Pizza neben Sauerkraut und Würstchen.

Zu trinken gibt es natürlich alle Sorten von „Flens“, ob in der Flasche oder frisch von der Zapfsäule. Eine Rarität in der chinesischen Hauptstadt, wie David Weyand aus Schleswig-Holstein weiß. „Nach einer gewissen Zeit in China wollte ich mir mal wieder ein Stück Heimat gönnen“, sagt der 35-Jährige, für den Flens eines der besten Biere ist. „Aber hier schmeckt’s lasch“, sagt er. „Das muss wohl an der Zapfanlage liegen.“

Chinesische Gäste bemerken den feinen Unterschied nicht. Ihnen gefällt das deutsche Bier gut. „Schmeckt intensiver als das, was man sonst in China bekommt“, sagt Lin Wang. „Für mich ist es das beste Bier, das ich in Peking getrunken habe“, sagt Philip Fang. Doch dafür haben sie etwas anderes zu beanstanden: den Preis. Eine Flasche von dem Bier aus Norddeutschland kostet zwischen 38 und 58 Chinesische Yuan Renminbi (CNY), was etwa 4,50 bis 7 Euro entspricht. Ein chinesisches Tsingtao Bier bekommt man in der chinesischen Hauptstadt aber schon für 10 CNY, sprich: 1,20 Euro.

Andere nicht-deutsche Biertrinker stört der Preis weniger. Doch auch sie würden das Flensburger Brauhaus nicht wirklich empfehlen, weil sie sich mit dem Ambiente nicht anfreunden können. „Irgendwie passt das italienische Essen nicht hierher“, sagt der junge Engländer William Spence. „Auch die US-Pop-Musik nicht“, sagt der Amerikaner Philip Glamann. „Es ist ein komischer Mix aus verschiedenen Ländern.“ Das Potpourri gefällt weder den Deutschen so richtig noch den Chinesen noch den anderen Nationalitäten.

Und selbst die Kellner können das nicht retten. Ganz im Gegenteil. Die schwarz-rot uniformieren Chinesen laufen planlos umher und scheinen ihre Produkte nicht zu kennen. Da ist es kein Wunder, dass typische Details der norddeutschen Biermarke – wie der Plop beim Öffnen der Flasche – sowie die Nuancen der speziellen Sorten untergehen. „Ich habe einfach das erste Bier auf der Karte bestellt“, sagt Wang. „Ich wusste gar nicht“, so William, „dass es etwas besonderes bei dieser Bierflasche gibt.“ In Peking heißt es daher eher: Flop für den norddeutschen Plop.  KATHARINA FINKE