König Willi der Kooperative

Wenn die Erde ihre Ecken verliert: Ein Projekt soll bei Kindergartenkindern Vorfreude auf die Schule wecken

Wie bereitet man Kinder auf senatorischen Besuch vor? „Wir sagen was mit Kaiser oder Königen“, erklärt die Leiterin der Rönnebecker Grundschule. König Willi also weilt in einem fernen Winkel seines schulischen Reiches, um die Umsetzung des „TransKiGs“-Projektes zu besichtigen. Der sperrige Name steht für „Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule“. Deswegen ist auch Karin Röpke gleich mitgereist, Lemkes Amtskollegin im Reich für Soziales, zu dem die Kindergärten gehören.

Auf dem Schulhof parken einträchtig die Dienstkarossen, drinnen wird experimentiert. Das Thema: Die Erde. Die GrundschülerInnen haben Lernstationen aufgebaut, jetzt dürfen die Kinder der benachbarten KTH St. Nicolai herumprobieren: Welche Steine können schwimmen? Warum? Wie kann man Erosion simulieren? „Fossilien“ entstehen lassen? Fließt Honig schneller als Sirup? „Rennbahn“ und Stoppuhr liegen bereit, die SchülerInnen sind routinierte Versuchsleiter. „Wir haben so was schon gemacht, bevor es von oben angezettelt wurde“, erzählt die Klassenlehrerin später.

„Oben“ jedenfalls ist man begeistert, wobei so ein „Vorzeigeeffekt“ natürlich nicht in allen Schulklassen zu erwarten sei, wie Lemke einräumt. „Allein schon, wie mucksmäuschenstill es bei der Begrüßung war!“ Außerdem freuen ihn die drei Computer im Klassenzimmer. „Haben Sie auch Internet?“ Hat man. Und daraus gerade drei Vulkanausbruch-Filme runtergeladen.

Im Rahmen von „TransKiGs“ arbeiten 18 Grundschulen mit 45 Kitas „auf Augenhöhe“ zusammen, Ziel ist die „Entwicklung eines gemeinsamen Bildungs- und Erziehungsverständnisses“. Es gebe massenweise Vorurteile zwischen ErzieherInnen und LehrerInnen, sagen die Beteiligten, da tue gemeinsame Projektarbeit not. Auch in Kindergärten werde nicht „nur“ gespielt, zumal seit kurzem der „Rahmenbildungsplan“ gilt, zumindest auf dem Papier.

In der KTH St. Nicolai ist der Bildungsinput bereits beachtlich, das zeigt das abschließende „Erd-Quiz“. „Wie weit muss ein Maulwurf buddeln, damit es heiß wird?“, fragt Jeremias. An der Wand hängen Bilder von Erdkern und -kruste, dass oben die Eisbären und unten die Pinguine wohnen, ist auch bekannt. „Letzte Woche hast du gesagt, die Erde ist eckig“, kräht ein Mädchen in Richtung ihrer Freundin, mittlerweile denken sie gemeinsam über „Sauerstoff“ nach. „Wofür braucht man den?“

„TransKiGs“ soll Vorfreude auf die Schule wecken, sagt Lemke. Der Senator spannt den Bogen weit: In den Berufsschulen gebe es 33 Prozent Abbrecher, ebenso an der Universität, da könne man den Bildungshunger gar nicht früh genug wecken. Also werden jetzt Forscherhefte und Lerntagebücher geführt, die Eltern bei den Projektpräsentationen eingespannt und zu „Experimenten mit Alltagsutensilien“ animiert. In Sachen Viskosität hat Scharina schon ihre eigenen Erfahrungen gesammelt: „Mein Apfelmus fließt am langsamsten“.

Henning Bleyl