: Afrika ist weiter dabei
Mit einem 2:1 über die USA erreicht Ghana das Achtelfinale – zum ersten Mal in der Geschichte des Landes
AUS NÜRNBERG RAPHAEL HONIGSTEIN
Ghana steht nach einem verdienten 2:1-Sieg gegen die USA sensationell im Achtelfinale – auch dank der Hilfe von Markus Merk: Der Deutsche schenkte den Afrikanern einen Elfmeter, der in dem umkämpften Spiel letztlich den Ausschlag gab. „Wir sind sehr enttäuscht über diesen Pfiff“, sagte Bruce Arena, der Trainer der USA, „wir hatten uns gerade in die Partie zurück gekämpft, dann kam diese wichtige Entscheidung. Das war zu schwer für uns.“
41.000 Zuschauer sahen im Nürnberger Frankenstadion schon nach fünf Minuten einen Verlierer: Michael Essien. Markus Merk hatte an dem Ghanaer nach einem harten Foul an Claudio Reyna ein Exempel statuiert. Der Mittelfeldspieler vom FC Chelsea sah gelb. Damit ist er im Achtelfinale gesperrt.
Die USA begannen sehr defensiv, sie wollten die Ghanaer auskontern. Aber Claudio Reyna überlegte vor dem eigenen Strafraum zu lange, welchen Querpass er spielen wollte, plötzlich stahl ihm Haminu Dramani den Ball und lief alleine auf Kasey Keller zu. Dramani, 20, der jüngste Mann auf dem Platz, schob den Ball abgeklärt am Torwart vorbei ins rechte Eck (22.) Die USA mussten ihre Passivität aufgeben, Ghana durfte kontern – und das Spiel ging nun richtig los. Essien spielte einen feinen Steilpass auf Razak Pimpong, doch der verzog mit links. Mit den Chancen kam auch die Härte zurück auf den Platz. Illiasu Shill sah gelb nach einem Ellbogenschlag.
Ghana schien das Spiel im Griff zu haben, doch dann entschloss sich Derek Boateng, die Entstehungsgeschichte des ersten Tores nachzustellen. Tief in der eigenen Hälfte erkämpfte er sich den Ball – und verlor ihn sofort wieder an DaMarcus Beasley. Der hatte keine Gegenspieler mehr vor sich und sehr viel Zeit für eine perfekte Hereingabe. Clint Dempsey drosch den Ball aus sechs Metern volley ins Netz (43.).
Als beide Mannschaften schon fast auf dem Weg in die Kabine waren, hatte Merk eine Vision. Er sah nach einer Kerze von Carlos ein Foul von Oguchi Onyewu an Pimpong im Strafraum, das keines war. Beide hatten ein bisschen gedrückt. Warum dies einen Elfmeter für Ghana zur Folgte hatte, wird das Geheimnis des Schiedsrichters bleiben. An der Seitenlinie schüttelte Bruce Arena ungläubig den Kopf, derweil verwandelte Stephen Appiah sicher zum 2:1.
Die Amerikaner brachten in der zweiten Hälfte bald Eddie Johnson, einen dritten Stürmer, und kamen einige Male gefährlich vor Richard Kingsons Tor. McBride setzte den Ball nach einer Lewis-Flanke aus spitzem Winkel an den Pfosten (66.) und Ghana verteidigte nicht immer souverän, aber dem US-Team fiel nichts mehr ein. „Ein historischer Moment, jetzt sind wir zufrieden“, sagte Ghanas Nationaltrainer Ratomir Dujkovic nach dem Sieg, „ich kann ihnen ein sehr gutes Spiel gegen Brasilien versprechen.“ Der Serbe blieb gelassen, schließlich hatte er gerade erst das Minimalziel erreicht: Vor der Weltmeisterschaft hatte er den Einzug ins Halbfinale versprochen.
Ghana: Kingson – Paintsil, Shilla, Mensah, Mohamed – Boateng (46. Otto Addo), Essien, Appiah, Dramani (80. Tachie-Mensah) – Amoah (59. E. Addo), PimpongUSA: Keller – Cherundolo (61. Johnson), Conrad, Onyewu, Bocanegra – Reyna (40. Olsen), Dempsey, Lewis (74. Convey), Beasley – Donovan, McBrideSchiedsrichter: Merk (Deutschland)Zuschauer: 40.000Tore: 1:0 Dramani (22.), 1:1 Dempsey (44.), 2:1 Appiah (45. +2)Gelbe Karten: Essien, Shilla, Mensah / Lewis, Donovan