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Archiv-Artikel

Was ist Feuilleton?

Die taz nennt das, was in Zeitungen wie der FAZ Feuilleton (aus dem Französischen, heißt: Blättchen) genannt wird, Kultur: In diesem (hinterem) Sektor einer Tageszeitung finden sich traditionell meinungs- und befindlichkeitslastig gewirkte Besprechungen zu Theater, Musik wie den übrigen Bereichen traditionsbürgerlicher Kultur. Das Feuilleton ergänzte den Faktenjournalismus um Essays, Klatsch, Porträts und Rezensionen. Im Kulturjournalismus fand zu seinen besten Zeiten – vornehmlich in den deutschen Zwanzigern, verkörpert in Autoren wie Siegfried Kracauer oder Walter Benjamin – Ausdruck in Texten, die der bürgerlichen Selbstaufklärung dienten, als Organisator von Foren zur Verständigung. Mit dem langsamen (und andauernden) Tod der Hochkultur (seit Anfang der Fünfzigerjahre) haben die Kulturteile von Zeitungen Bedeutungsverluste hinnehmen müssen – belegt durch eher geringe Aufmerksamkeitsquoten der jeweiligen Leserschaft. Viele Zeitungen, auch die FAZ, haben ihren Wahrnehmungshorizont um Popkulturelles erweitern müssen (und später auch wollen). Die FAZ hat ihre Themen der Debatten erweitert: beispielsweise um Naturwissenschaftliches (Stichwort: Neurobiologie). People-, also Leute-Journalismus wie der der Bunten (und ihres Meisters Paul Sahner) ist übrigens ebenfalls eine Form des Feuilletons: Man beachtet und ergründet Prominenzen auf hoch- wie niederkulturellem Parkett – je nach gesellschaftlicher Perspektive. Dem postmodernen Begriff von Feuilleton ist es einerlei, ob Ottfried Fischer, Cecilia Bartoli, Eric Kandel oder Königin Silvia in Feuilletons erwähnt werden: Hauptsache, mit ihnen lassen sich Geschichten erzählen, die ins Verallgemeinerbare weisen.