Professionelle am Werk

„Durch Professionalität stärken“ will Kultursenator Jörg Kastendiek (CDU) die ehrenamtlich Kultur-Engagierten in Bremen-Nord. Die resignieren, werfen reihenweise das Handtuch: nun auch im Kito

„Die Beseitigung von Querköpfen soll auch Gefolgschaft erzwingen“

von Klaus Wolschner

Es sei eine „vereinsinterne Angelegenheit“, sagt der Sprecher des Kulturressorts: Volker Kolz, Vorsitzender des Trägervereins Altes Packhaus des Vegesacker Kulturzentrums Kito hat seinen Rücktritt erklärt und ist zugleich auch aus dem Verein ausgetreten. Keine acht Wochen ist es her, da hatte Kolz den langjährigen Geschäftsführer des Kito, Stefan Linke, entlassen, damit die Kulturbehörde nicht sofort die Gelder streicht und das Kito in den Konkurs zwingt. Auf der Mitgliederversammlung des Kito-Vereins „Altes Packhaus“ Anfang Juni hatte diese Entlassung zu Turbulenzen geführt, „es war furchtbar“, sagt Kolz, und nach drei Wochen Bedenkzeit habe er die Entscheidung getroffen, dass er damit nichts mehr zu tun haben wolle. Ein Jahr Engagement für die Rettung des Kito gehen damit zu Ende. Übrig im Vorstand des Kito-Vereins bleibt nur die Frau des Kito-Gründers Hermann Krauß, der im Jahre 2001 auf Druck der Kulturbehörde hinausgedrängt wurde und das Elend seines Kulturzentrums seither unter www.kito-vegesack.de kommentiert.

Nur vordergründig handelt es sich bei den Personalien um eine typische Vereinsgeschichte. Im Hintergrund versucht die Kulturbehörde, die Kulturangebote der drei maßgeblichen Kultureinrichtungen in Bremen-Nord – Kito, kuba und Bürgerhaus Vegesack – zu steuern. Das Ergebnis ist ein weitreichender Kahlschlag. Sechs Jahre ist es her, dass Kito-Geschäftsführer Claus Hößelbarth seinen Platz räumen musste – der Mann, der das Kito über Jahre zu einer überregional bekannten Adresse gemacht hatte. Der Vorwurf an Hößelbarth: Er habe für sein ambitioniertes Programm zu viel Geld ausgegeben. Gleichzeitig unterstützte die CDU-geführte Kulturbehörde den Ausbau des kuba im Vegesacker Bahnhof zu einem größeren Veranstaltungszentrum. Kuba-Vereinsvorsitzender Udo von Stebut, der zeitweise zugleich für die CDU in der Kulturdeputation saß, glaubte an den Rückhalt im Ressort für seinen Versuch, „mehr“ aus dem soziokulturellen Zentrum zu machen – und trennte sich von Theatermacher Hans König, der bis dahin das Programm des kuba gestaltet hatte. Die erwartete Unterstützung der CDU für das neue, große kuba aber blieb aus, von Stebut musste für den Trägerverein Konkurs anmeldet. Seitdem wird der teuer umgebaute kuba-Raum ab und an vermietet, meist steht er leer.

Der langjährige Vorsitzende des Trägervereins des Bürgerhauses Vegesack, dem dritten Veranstaltungszentrum im Bunde, hieß Klaus Buschmann. Er sei nicht rausgeschmissen worden im vergangenen Jahr, betont er, sondern habe „entnervt das Handtuch geschmissen“. Warum? „Wie in Bremen mit Institutionen und Leuten umgegangen wird – damit will ich nichts zu tun haben.“ Gemeint ist die Kulturbehörde, die über Jahre wusste, dass das Bürgerhaus die Gelder des „Täter-Opfer-Ausgleichs“ für sein Programm verwendete, um es dann plötzlich mit Insolvenz zu bedrohen: Der langjährige Chef und „Vater“ des SPD-nahen Bürgerhauses, Gerd Meyer, sollte gehen. Ihm wurde immerhin ein Vorruhestand angeboten. Was feine Partei-Unterschiede offenbart: Beim FDP-nahen Kito fliegt man direkt in die Gosse.

Meyer beschreibt die städtische Kulturpolitik in Bremen-Nord so: „Ursprünglich bürgernahe Kulturstätten mit selbstbewussten ehrenamtlichen Vorständen und die von ihnen eingestellten haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiterinnen haben sich unter dem ökonomisch ausgeübten Druck der Kulturbehörde und ihrer gut honorierten Berater in die Knie zwingen lassen.“ Und: „Querköpfe sind bekanntlich unbequem und ihre Beseitigung soll auch Zeichen setzen und Gefolgschaft erzwingen.“

CDU-Kultursenator Jörg Kastendiek hat übrigens ein auf Mitte Februar datiertes Konzept vorgelegt, in dem es heißt, das „selbstverantwortete und selbstverwaltete Kulturangebot für Bremen-Nord“ solle erhalten werden. Die ehrenamtlich engagierten BürgerInnen wolle er „durch Professionalität stärken“.