die woche wird wichtig für …
: Verena Wiedemann
Die Brüsseler ARD-Strippenzieherin tritt als Generalsekretärin des Senderverbundes an und will „die ARD vor dem Aussterben“ retten

Ihre bisherigen Missionen fanden – von den deutschen Gebührenzahlern und TV-ZuschauerInnen weitestgehend unbemerkt – hinter den Kulissen statt: Als Leiterin des „ARD-Verbindungsbüros“ bei der Europäischen Union hat Verena Wiedemann 13 Jahre lang für das öffentlich-rechtliche System gebaggert.

Gegen eine EU, die sich weiterhin akribisch mit der Frage beschäftigt, ob die deutschen TV-Gebühren unerlaubte Beihilfen sind. Oder deren neue Fernsehrichtlinie den besonderen Charakter der „Ware“ Fernsehen weiter zugunsten der Auffassung, Medien seien im Grunde auch nur Produkte wie Zahnpasta oder Surfbretter, zurückstuft.

Ab 1. Juli sitzt die 48-Jährige jetzt in Berlin und soll sich um die strategische Positionierung der ARD, um deren Interessenvertretung gegenüber der Politik und ganz allgemein um Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Im Anstaltsverbund der sich – wie jüngst im Fall Hagen Boßdorf – kaum auf eine einheitliche Meinung verständigen kann, kein ganz leichtes Unterfangen.

Doch die promovierte Fachfrau in allen Senderstruktur-, Technik- und Rechtefragen dürfte in Brüssel ausreichend trainiert haben. Denn ob man sich nun bei EU-Kommissaren Respekt verschafft oder den ARD-IntendantInnenhaufen koordiniert, läuft wohl aufs selbe raus. Dennoch sagt Wiedemann selbst, es werde „nicht einfach“, den neu geschaffenen Posten „in die jahrzehntelang gewachsenen Strukturen [der ARD] einzugliedern“.

Schließlich fürchtet mancher ARD-Hierarch schon jetzt, in Berlin würde sich eine „Nebenintendantin“ einnisten. Immerhin beim gemeinsamen Feindbild darf Einigkeit vorausgesetzt werden: „Wir müssen uns gegenüber den Privaten besser aufstellen, weil sie uns in der Medienpolitik ständig angreifen“, sagt Wiedemann im Gong. Und sorgte gleich für neuen Streit mit RTL, Sat.1 & Co.: Auch beim Handy-TV, vornehm „mobile broadcasting“ genannt, dürfe „die ARD nicht den Anschluss verpassen“, so Wiedemann, denn nur so rette man, zugespitzt formuliert, „die ARD vor dem Aussterben“. STG