KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER PROPAGANDA
: Aus wahr mach falsch

Wörtliche Zitate können falsch sein – wenn man sie sinnentstellend kürzt. Ein gutes Beispiel dafür liefert der Sprecher der Sozialsenatorin.

Denn, wenn er eine Mitteilung unter der Überschrift „Verbraucherschutzindex 2010: Der klare Aufsteiger heißt Bremen“ verschickt, dann darf man vermuten: Das bezieht sich auf den gesamten Bericht. Und wenn noch der Satz „Der klare Aufsteiger 2010 […] heißt Bremen: Vom 16. und letzten Platz in den Jahren 2006 und 2008 auf die fünfte Position verbessert“ wiedergegeben wird – dann versucht hier jemand diese Botschaft als Fazit des ganzen Opus unterzujubeln.

Das ist sie längst nicht. Uns so lautet auch der vollständige Satz bloß: „Der klare ‚Aufsteiger 2010‘ im Unterindex Exekutive heißt Bremen“. In anderen hingegen fällt Bremen im Ländervergleich sogar deutlich zurück.

Dass genügend JournalistInnen der Senatspressestelle geglaubt haben, ist ihnen kaum anzukreiden: Wer im Auftrag der Regierung etwas spricht und mitteilt, darf erst mal als zuverlässige Quelle eingestuft werden. Schließlich ist eine Senatorin kein Unternehmen. Und ihr Sprecher hat nichts zu verkaufen. Er wird von der Öffentlichkeit bezahlt – um diese über die Arbeit der Behörde zu informieren. Nicht aber, um sie propagandistisch zu manipulieren. Selbst dann nicht, wenn kommendes Jahr gewählt wird.