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Archiv-Artikel

Spektakel mit Sparzwang

FESTIVAL Über 100 KünstlerInnen sind ab heute auf der Breminale zu Gast. Gagen können die Veranstalter ihnen kaum zahlen – die meisten Beteiligten freuen sich trotzdem

„Es gibt Bremer, Nicht-Bremer und Internationale, die ohne Gage auftreten, weil sie die Breminale gut finden.“

VON CHRISTIAN JAKOB

Mit über 100 KünstlerInnen beginnt heute die Breminale am Osterdeich. Im vergangenen Jahr hatten lokale Musiker und Artisten geklagt, dass der schmale Honorartopf des Festivals an zugkräftige Headliner geflossen sei, um auswärtige Besucher ans Weserufer zu locken. Für Bremer KünstlerInnen seien kaum noch Gagen übrig geblieben.

Eine von Ihnen war die Feuerartistik-Gruppe „Flambal Olek“. Sie zeigte im vergangenen Jahr an zwei Abenden vor mehreren Hundert Menschen ihre Show. „Dieses Jahr läuft es etwas anders“, sagt Leiter Veit Rohrmoser. Flambal Olek koordiniert ein ganzes Programm von Feuerakrobaten, die an vier Abenden insgesamt 32 Mal zu sehen sind. „Die Künstler selbst bekommen wieder nur die Einnahmen aus dem Hut, den wir herumgeben“, sagt Rohrmoser. Doch die Breminale stelle die Infrastruktur und zahle für die Unkosten. „Damit können wir gut leben.“ Volle Gagen seien „illusorisch“ für ein Umsonst-Festival wie die Breminale. „Das ist überall so.“ Finanziell komme die Gruppe nicht auf ihre Kosten, aber die Auftritte seien „eine prima Werbung und ein großer Spaß“.

Weniger als 100.000 Euro kann die hoch subventionierte Breminale für Gagen ausgeben – nicht viel für ein Festival, dass mindestens ebenso viele Menschen besuchen. Dennoch, so finden manche, gebe es ein Missverhältnis. „Eine Band wie Selig, die letztes Jahr Headliner waren, kostet mindestens 8.000 Euro. Davon könnten wir fünf Tage lang ein komplettes Programm mit lokalen KünstlerInnen finanzieren“, sagt Andre Stukenbrock von der „MS Treue“. Die organisiert in Eigenregie ein Musikprogramm auf ihrem Konzertschiff an der Tiefer. Zuschüsse bekommt sie dafür nicht, weder von der Stadt noch von der Breminale, die Gagen muss sie aus ihrem Getränkeverkauf finanzieren. „Es ist unwahrscheinlich, dass sich das für uns rechnet“, sagt Stukenbrock. Anders als in den Vorjahren gibt es 2010 weder einen „Bremer Tag“ noch eine „Bremer Bühne“. Das liege daran, dass „niemand bereit ist, Geld für Bands von hier auszugeben“.

Der künstlerische Leiter der Breminale, Carsten Werner, weist dies zurück. „Bis auf ganz wenige Ausnahmen zahlen wir allen Bands weit weniger als die normalen Gagen.“ Bekannte KünstlerInnen könnten nur durch Kooperationen, etwa mit Funkhaus Europa oder dem Fusion-Festival in Mecklenburg nach Bremen geholt werden. „Es gibt Bremer, Nicht-Bremer und auch Internationale, die ohne Gage auftreten, weil sie es gut finden“, sagt Werner. Bremer Bands würden durchaus zum Zuge kommen, etwa durch den „Live in Bremen“-Nachwuchsband-Contest im „Bremen 4“-Zelt. Deren Sieger können im Anschluss europaweit auf Tour gehen.

„Die Gagenpolitik ist ausgeglichen“, sagt auch Anselm Züghart. Der Lagerhaus-Geschäftsführer hat die Breminale in den 1980er Jahren mitgegründet und verantwortet heute die „Flut“-Bühne. Das Lagerhaus beteilige sich mit 20.000 Euro eigener Mittel an den Kosten. Im „Flut“-Zelt treten neben bekannten auswärtigen Bands vor allem Musiker aus Bremen und dem Umland auf – für die auch Geld ausgegeben werde. So unterstütze der Beirat Mitte seit 17 Jahren das Nachwuchsband-Projekt „Newcomers on Stage“ am Sonntag.