„Rote Karte für die Bundesminister“

Einreiseverbot für Straßenkicker aus Ghana und Nigeria muss sofort revidiert werden, verlangt Christian Ströbele

taz: Herr Ströbele, die deutschen Botschaften verweigern den Straßenfußballern aus Ghana und Nigeria die Einreise. Die beiden Mannschaften können deshalb nicht an dem Turnier in Kreuzberg teilnehmen. Was sagen Sie dazu?

Christian Ströbele: Ich bin zutiefst empört. Ich verlange von der Bundesregierung, dass sie diese Entscheidung noch so rechtzeitig revidiert, dass die Jungs nach Kreuzberg kommen können.

Werden Sie das Problem in der heutigen Plenarsitzung des Bundestags zur Sprache bringen?

Ich habe eine dringliche Anfrage eingebracht. Sowohl vom Innenminister als auch vom Außenminister erwarte ich heute eine klare Antwort, wann die Einreisegenehmigung erteilt wird.

Entspricht es den parlamentarischen Gepflogenheiten, dass Minister persönlich zu dringlichen Anfragen Stellung nehmen?

In der Regel werden solche Fragen von den Staatssekretären beantwortet. Das wird in diesem Fall vermutlich nicht anders sein. Aber wenn die Antwort nicht so ausfällt, wie ich das erwarte, müssen Innenminister Schäuble und Außenminister Steinmeier die rote Karte bekommen.

Den Mannschaften aus Ghana und Nigeria wird das aber auch nicht zum Turnier nach Berlin verhelfen.

Das ist eine völlig absurde Situation. Man lädt Straßenfußballer aus Afrika ein, gibt ihnen aber keine Einreisegenehmigung, weil es Straßenfußballer sind. Man kann von einem ghanesischen oder nigerianischen Straßenfußballer doch nicht verlangen, dass er als Garantie dafür, dass er wieder in seine Heimat zurückkehrt, feste Familienbindungen, Wohnungseigentum und vielleicht sogar einen Swimmingpool vorweisen kann.

Die Fußballer aus Ruanda, Uganda, Kongo und Burundi durften einreisen.

Mir ist völlig schleierhaft, warum die Kicker aus Ghana und Nigeria nicht einreisen dürfen. Das ruiniert den guten Ruf der Bundesrepublik Deutschland als gastfreundliches Land, den sie sich während der WM verschärft erworben hat. Ganze Fußballteams werden von der Teilnahme an einem von der Bundesregierung unterstützten Paralleltunier zur offiziellen WM ausgeschlossen. Gerade aus Ländern, wo man keine solchen bürgerlichen Bindungen voraussetzen kann wie in Deutschland. Was wäre daran so schlimm, wenn zwei oder drei der Fußballjungs entgegen den Erwartungen hier blieben? Der Schaden für das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland ist so jetzt doch viel größer.

Wäre so etwas unter dem grünen Außenminister Joschka Fischer auch möglich gewesen?

Ich glaube nicht, dass Joschka Fischer als leidenschaftlicher Fußballspieler diese Einreisegenehmigung verweigert hätte.

Haben Sie noch Hoffnung, dass die ausgeschlossenen Fußballer kommen können?

Das ist das Ziel meiner Anfrage. Mit gutem Willen wäre es möglich. Ein Flugzeug von Westafrika ist in zehn Stunden hier.

INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE