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Archiv-Artikel

Der große Kick im Advent

WM 2022 Der Fifa-Generalsekretär erklärt, dass das Turnier in Katar im November und Dezember stattfinden wird. Damit überrascht er selbst führende Funktionäre

Die angekündigten Gespräche mit den Ligen sind noch lange nicht abgeschlossen

VON ANDREAS RÜTTENAUER

Es ist angenehm in Katar dieser Tage. Der FC Bayern München und der FC Schalke 04 wissen das zu schätzen. Die beiden Bundesligisten haben ihr Wintertrainingslager in dem Emirat am Persischen Golf aufgeschlagen. Um die 20 Grad ist es dieser Tage zur Mittagszeit in der Hauptstadt Doha. Und bisweilen regnet es sogar – Fritz-Walter-Wetter in der Wüste. Das soll die Welt auch bei der Fußball-WM 2022 erleben können. Die soll im Winter stattfinden. Das hat Jérôme Valcke, der Generalsekretär des Internationalen Fußballverbands, im französischen Radiosender France Info angekündigt.

„Ich denke das Turnier wird zwischen dem 15. November und spätestens dem 15. Januar stattfinden“, sagte Valcke. Noch im Oktober hatte die Fifa eine Entscheidung über das Datum des Turniers verschoben. Während die Organisatoren im Gastgeberland bis zuletzt immer wieder betonten, sie könnten eine WM auch im heißen katarischen Sommer ausrichten und an ihren irrwitzigen Plänen von klimatisierten Stadien festhalten wollten, war es vor allem der Präsident der Europäischen Fußballunion Uefa, Michel Platini, der eine Verschiebung des Termins in den Winter propagiert hat. Er hält es auch für unproblematisch, den Terminkalender der europäischen Fußballligen umzugestalten. Schon kurz nach der Entscheidung für Katar als Gastgeberland im Dezember 2010 hat er begonnen, für eine Verschiebung auf den Winter zu werben. Mit Erfolg. Während die Fifa zunächst Angst hatte, eine Verschiebung könne das ganze Bewerbungsverfahren ungültig machen – schließlich hatten sich die Bewerber für ein Turnier im Juni und Juli beworben – scheint man nun keine allzu großen Bedenken mehr in dieser Hinsicht zu haben. Während Michel Platini sich aber für ein Turnier im Januar und Februar ausgesprochen hatte, hat sich die Fifa auf das Jahresende 2022 festgelegt. Damit wäre eine Terminüberschneidung mit den Olympischen Winterspielen 2022 ausgeschlossen.

Eine endgültige Entscheidung über den WM-Termin ist indes immer noch nicht gefallen. Die Fifa selbst bestreitet sogar, dass überhaupt eine Entscheidung gefallen ist. In einem Statement der Fifa heißt es, Valcke habe lediglich seine persönliche Sicht der Dinge dargelegt. Der genaue Termin müsse in Abstimmung mit den Kontinental- und Landesverbänden, sowie mit den Ligen und Klubs erst noch festgelegt werden. Auch die Großsponsoren müssen erst noch ihre Zustimmung für eine Winter-WM geben. Man wolle bezüglich einer Veranstaltung, für deren Vorbereitung man noch acht Jahre Zeit habe, keine vorschnellen Entscheidungen treffen, heißt es in dem Statement. Vor der WM in diesem Sommer in Brasilien wird es demnach keinen Beschluss zu dem Termin geben.

Diese Stellungnahme wird Jim Boyce eventuell beruhigt haben. Der Nordire ist einer der Vizepräsidenten des Weltverbands und war von Valckes Ankündigung „geschockt“, wie er der englischen Tageszeitung The Guardian sagte. Die angekündigten Gespräche mit den Ligen und Sponsoren seien noch lange nicht zum Abschluss gekommen. Kaum vorstellbar ist auch, dass sich die Fifa mit der englischen Premier League auf einen Wintertermin einigen konnte. Noch im Oktober hatte Premier-League-Boss Richard Scudamore eine Verschiebung der WM um ein halbes Jahr als „moralisch verwerflich“ bezeichnet. Wenn die Fifa schon bestimmen könne, wann die Weltmeisterschaft stattfinde, solle sie sich zurückhalten bei der Frage, wann sie stattfinden solle.

Mit der Verschiebung des Turniers in den Winter hätte die Fifa erst eines der Probleme gelöst, die das Votum für Katar mit sich gebracht haben – das Temperaturproblem. Inwieweit die Entscheidung der Fifa-Exekutive für Katar von den Scheichs gekauft wurde, welche Funktionäre sich dabei als besonders korrupt erwiesen haben, wird weiter intern geprüft. Ein Bericht der Fifa-Ethikkomission dazu steht immer noch aus.