: Fußball-Sprache Deutsch
Prügelei auf Hamburger Fußballplatz, nachdem der Schiedsrichter Spielern ihre Muttersprache verbietet
BERLIN taz ■ Für Schiedsrichter Martin Füllenbach aus Hamburg ist die Fußballsprache Deutsch. Dies verordnete er im Mai 2005 türkischen Kickern des SC Europa, als diese gegen den Sportclub Vier- und Marschlande antraten.
Drei Spieler des SC Europa sitzen nun auf der Anklagebank im Hamburger Landgericht. Nachdem ihre Mannschaft eine Serie Gelber Karten wegen der falschen Sprache kassiert hatte, kam es zu einer Rangelei mit dem Schiedsrichter.
Der Unparteiische war schon qua seines Amtes nicht neutral. Füllenbach ist Geschäftsführer des SC Vier- und Marschlande. Bereits in der 3. Spielminute zückte er Gelb, als ein türkischer Kicker seinen Teamkollegen mit dessen Namen Ahmed rief. Dann gab es Gelb, als der Schiedsrichter einen türkischen Zuruf nicht verstand. Kapitän Murat Kaya wies Füllenbach noch darauf hin, „dass wir nicht alle Dieter heißen“. So ging es weiter. In der 60. Minute dann ist das Spiel vorbei. Füllenbach zeigt Rot, und Kicker des SC Europa gehen auf ihn los.
„Ich muss auf dem Platz alles verstehen können“, beharrt der 55-Jährige. Wenn ein Spieler einem anderen zurufe: „Hau ihn um“, dann will er handeln können. Das Problem ist, dass er den Inhalt der türkischen Sätze gar nicht verstehen konnte und trotzdem wegen „Beschimpfung“ die Verwarnung zog. Er räumt ein, nur „die Körpersprache interpretiert“ zu haben. Die inkriminierten Sätze richteten sich nicht gegen Schiedsrichter oder Gegner, sondern wurden unter den Spielern ausgetauscht. Für den Richter ist es allerdings ein Unterschied, ob „jemand anderes beschimpft wird oder man einen Mitspieler nach einem Fehlpass ‚Idiot‘ zuruft.“ Aber „ist das ein Grund“, erwidert Füllenbach, „einen 55-jährigen Mann zusammenzuschlagen?“
Das Landgericht verurteilt zwei der Spieler daher wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von je 840 Euro, das Verfahren gegen den dritten wird gegen Geldbuße eingestellt.
ELKE SPANNER