: Big Business sponsert Ballbesitz
Große Firmen steigen in kleine Ligen ein: Ein Magazin der Bauer-Verlagsgruppe unterstützt sechstklassige Vereine aus dem Ruhrgebiet. Fußballverband: Liganame wird nicht verkauft
VON HOLGER PAULERUND MARTIN TEIGELER
Der westfälische Amateurfußball steht im Zeichen des roten Sterns. Acht Vereine der Landesliga Staffel 3 West haben sich für die kommende Spielzeit auf einen Vertrag mit der Fernsehzeitschrift TV Movie geeinigt. Auf jeweils drei Trikotsätzen pro Verein prangt das Stern-Logo des Magazins aus dem Heinrich-Bauer-Verlag. Die Hamburger Marketing-Agentur „Jasse“ fädelte den Deal für TV Movie ein und begründete dies mit der „großen Reichweite“ der Liga.
Vorort-Vereine aus Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen und Witten kämpfen in der sechstklassigen Liga um Punkte. Kaum mehr als hundert Zuschauer verlieren sich zu den Spielen auf Rasen und Asche. Die Liga läuft momentan also eher als Spartenprogramm. Ob sie dem angestrebten Namen „TV-Movie-Liga“ jemals gerecht werden kann?
Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) beobachtet den Sponsor mit gewohnter Distanz: „Der Staffelname steht nicht zur Disposition“, sagt Hermann Korfmacher, Präsident des FLVW. Außerdem müssten die „guten Sitten“ beibehalten werden. Und die Sitten sind dem deutschen Fußballverbandswesen heilig. Die Bundesliga dagegen soll bald „T-Com-Bundesliga“ heißen – Fans sind gegen den Kommerznamen.
Als Vorbild des unterklassigen Sponsorings dürfte der traditionell reklameaffine englische Ligafußball dienen (siehe Kasten). In den unteren NRW-Ligen dominiert dagegen noch das Sponsoring vom lokalen Bauunternehmer oder der heimischen Sparkassenfiliale. Ob das englische Modell auf Deutschland übertragbar ist, erscheint fraglich.
Immerhin hat es der unterklassige Fußball bereits ins deutsche Privatfernsehen geschafft. In der Sendung „Helden der Kreisklasse“ auf dem Kleinsender „Kabel 1“ kämpfte der Dortmunder Stadtteilklub SSV Hacheney erfolgreich um den Wiederaufstieg in die Kreisliga B. Der ehemalige Spieler von Borussia Dortmund, Manni Burgmüller, coachte das Team beim Marsch durch die Niederungen der untersten Deutschen Spielklasse – und ein Millionenpublikum schaute dabei zu. Gasttrainer wie Willi „Ente“ Lippens (Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund) oder Michael „Ata“ Lameck (VfL Bochum) luden zum Sondertraining auf der roten Asche.
Mit einer eigenen Fernsehsendung und daraus folgenden kostenlosen Werbeminuten kokettiert TV Movie eigenen Angaben zu Folge nicht. Weitere Fragen zu dem rätselhaften Sponsoring-Vertrag wollte eine Sprecherin des Blattes nicht beantworten.
Bei einigen Spielern und Trainern der begehrten Landesliga Staffel 3 dürfte die konzertierte Werbeaktion an frühere Profizeiten erinnern. Der Ghanaer Souleyman Sané kickte gemeinsam mit Ede Buckmeier zu seligen Bundesligazeiten beim Bochumer Stadtteilklub SG Wattenscheid. Aktuell trainiert Buckmeier den ehemaligen Angreifer Sané bei Rot-Weiß Leithe. Und bis zum Sommer war der ehemalige Profi des VfL Bochum und des MSV Duisburg, Peter Közle, Spielertrainer des Wattenscheider Landesligisten VfB Günnigfeld. Vielleicht haben die Ex-Profis die Fernsehzeitschrift zum Sponsoring inspiriert. Schließlich werden in dem Blatt regelmäßig alte Spielfilme und sonstige TV-Wiederholungen besprochen.