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Archiv-Artikel

Öffentliche Banken sind kein Vorbild bei der Gleichstellung

QUOTE Wirtschaftsforscher: In Top-Unternehmen hat die Zahl der Frauen im Vorstand abgenommen

BERLIN taz | Der Frauenanteil in Führungspositionen großer Unternehmen hat kaum zugenommen. In den Aufsichtsräten der 200 größten Unternehmen in Deutschland gibt es derzeit 15 Prozent Frauen – das sind nur zwei Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen Managerinnen-Barometer hervor, das das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin am Mittwoch präsentierte.

Nimmt man nur die Vorstände, sieht es noch schlechter aus. Dort sind nur vier Prozent der Posten mit Frauen besetzt. In den DAX-30-Unternehmen ist der weibliche Anteil in den Vorständen im Vergleich zum Vorjahr sogar um zehn Prozentpunkte gesunken. „Angesichts der breiten gesellschaftlichen Debatte um Frauen in Spitzenposition sind die Ergebnisse enttäuschend“, kommentierte Elke Holst, die Leiterin des DIW-Forschungsbereichs Gender Studies.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erhebt die Daten zu Managerinnen seit einigen Jahren. „Jedes Mal hoffe ich, dass es eine Steigerung gibt“, sagte Elke Holst: „Aber jedes Mal fallen die Zahlen bescheiden aus.“

Verwundert zeigte sich die Professorin angesichts der Frauenanteils in Vorständen und Aufsichtsräten öffentlicher Banken und Genossenschaftsbanken, an denen der Bund beteiligt ist. Die haben zum Teil noch weniger Frauen in den Topjobs als private Bankhäuser. „Die öffentliche Hand sollte doch Vorbildcharakter haben“, meinte Holst: „Aber ich kann nicht erkennen, dass die Vorbildrolle von den öffentlichen Einrichtungen eingenommen wird.“

Was folgt daraus? Für Holst ist das klar: Die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte, die ab 2016 hierzulande greifen soll, sei ein „erster wichtiger Schritt“. Doch auch die unteren Gremien müssten ihren Frauenanteil erhöhen. „Es ist nicht sinnvoll, nur die Spitzen zu besetzen und den Rest so zu belassen, wie er ist“, sagte die Ökonomin. Sie persönlich habe zwar ein Problem mit Quoten, sehe aber, wie langsam sich der Frauenanteil trotz der heftigen Quotendebatte entwickle. Trotzdem reiche eine starre Festlegung nicht aus. Darüber hinaus müsse sich die Unternehmenskultur ändern. Holst: „Da können die Unternehmen endlich Fahrt aufnehmen.“ SIMONE SCHMOLLACK