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Archiv-Artikel

„Greenpeace ist unmoralisch“

PROTEST Mitgründer der Umweltorganisation kritisiert Greenpeace-Haltung zu Gen-Reis

Von MBW
Patrick Moore

■66, kanadischer Ökologe und Umweltaktivist, hatte 15 Jahre lang Führungspositionen bei Greenpeace inne.

taz: Herr Moore, warum demonstrieren Sie heute gegen Ihre ehemaligen Mitstreiter?

Patrick Moore: Greenpeace lässt zu, dass zwei Millionen Menschen jährlich verhungern und verwehrt ihnen das Heilmittel: Golden Rice.

Was ist das?

Reis, der gentechnisch modifiziert wurde, um Beta-Carotin zu enthalten. Das brauchen wir, um Vitamin A aufzunehmen. Viele Menschen, etwa in Südostasien und Afrika, sterben oder erblinden wegen Vitamin-A-Mangels.

Gen-Reis klingt ungesund.

Es ist nur Reis mit einem Vitamin drin. Menschen essen seit 20 Jahren genmanipuliertes Essen und es schadet ihnen nicht. Ich kenne die Einstellung hier gegenüber genmanipuliertem Essen. Europa hat eine Mauer um sich herum gebaut und verwehrt sich den Vorteilen dieser Landwirtschaft.

Greenpeace sagt, es gebe bessere Lösungen: eine ausgewogene Ernährung oder Vitamin-A-Präparate.

Dann sollte Greenpeace den Menschen auch Geld dafür geben, schließlich fließen jedes Jahr 300 Millionen US-Dollar Spendengelder in die Kasse der Organisation. Sie hat die Zulassung von Golden Rice blockiert und tut alles, damit er nicht benutzt wird. Sie behauptet, es gäbe nicht genug wissenschaftliche Forschung darüber. Gleichzeitig gibt Greenpeace keinen Pfennig aus, um etwas gegen den Vitamin-A-Mangel zu tun. Ich finde das unmoralisch und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach den Regeln des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag.

Wie finanzieren Sie Ihre Arbeit? Sie haben ja mächtige Unterstützer wie die Bill &Melinda-Gates-Stiftung.

Die Gates-Foundation unterstützt die Einführung des Golden Rice. Mein Projekt „Allow Golden Rice Now“ ist nur eine kleine Bewegung mit einem Budget von 10.000 Dollar. Das Geld kommt von unseren Familien, Freunden und Unterstützern. Wir wollen kein Geld von der Industrie.

Klingt nach einem harten Kampf.

Greenpeace ist sehr mächtig und belügt die Öffentlichkeit. Die Organisation kann ihre Einstellung gegenüber Gentechnik meinetwegen behalten – wir wollen nur eine Ausnahme: die Zulassung des Golden Rice.

Wie geht es nach der Aktion in Hamburg weiter?

Wir sind auf Europa-Tour. Als nächstes protestieren wir vor dem Greenpeace-Hauptquartier in Amsterdam.  INTERVIEW: MBW

Mahnwache mit Patrick Moore und Naturwissenschaftlern: 11 Uhr, Greenpeace, Hongkong-Straße 10