: Herr Dylan reicht Eierlikör
ERWACHSENEN-POP Ganz wunderbar erschöpft: Eric Pfeil & Der Süden in der Astra-Stube
Da macht also einer, der seit Jahren über Musik schreibt, auf einmal selbst welche. Und wann immer über ihn geschrieben wird, wird eben darüber geschrieben. Dabei ist das doch vermutlich ein häufiger Lebensweg: vom Selbst-Machen und Darüber-Lesen zum Darüber-Schreiben und, manchmal, wieder zurück.
Also: Eric Pfeil, Köln, kennen manche Menschen als Popmusikkritiker, er schrieb schöne Texte etwa für die Frankfurter Allgemeine, dazu online sein „Pop-Tagebuch“, das inzwischen beim Rolling Stone untergeschlüpft ist. Außerdem hat er Musikfernsehen produziert und, hier jetzt nicht so relevant, eine gemeinsame Tochter mit Charlotte Roche. Wobei: Die Tochter singt im Chor in „Drachentöter“, dem ersten Stück auf Pfeils famosem Album „Ich hab mir noch nie viel aus dem Tag gemacht“. Also doch relevant, weil’s im Lied um Pfeils eigenen, Orgel spielenden Vater geht: Generationen, Baby.
Pfeil selbst sagt: Gesungen habe er immer schon, in alles andere sei er so reingerutscht. Wem das kokett erscheint, der könnte Schwierigkeiten haben mit dem doppelbödig-sonnenbeschienenen, mitunter ganz wunderbar erschöpften Chanson-Pop, den Pfeil da mit der Band „Der Süden“ spielt: erwachsenenradio-taugliche Italophilie unter Bob-Dylan-Einfluss, ohne jede Mittelseminar-Stimmung, dafür gibt’s manchmal Eierlikör.
In der entsprechenden Jahreszeit bescherte man mit „Süden“ einen Sommerhit für Leute, die von Sommerhits Ausschlag kriegen, und auch das war kein PR-Blabla, sondern wirklich so. In einer besseren Welt wäre die Astra-Stube natürlich lächerlich zu klein für solches Entertainment. Aber, ach. ALDI
■ Do, 23. Januar, 20.30 Uhr, Astra-Stube