: Grüne ärgern alte Menschen
EHRENAMT Bremer Seniorenvertretung fühlt sich durch eine parlamentarische Anfrage der Grünen brüskiert. Die fordern eine Modernisierung des Gremiums
Die Bremer Seniorenvertretung wurde 1978 gegründet und 1993 vom Senat anerkannt. Sie vertritt die Interessen von Menschen ab 60 Jahren.
■ Ihre Mitglieder werden alle vier Jahre gewählt.
■ Dabei benennt die Sozial-Deputation 20, die Wohlfahrtsverbände 30 SeniorInnen. Die Übrigen wählen die Ortsbeiräte nach dem Schlüssel, dass auf 4.000 SeniorInnen im Stadtteil ein Delegierter zu bestimmen ist.
■ KandidatInnen vorschlagen können neben den Wohlfahrtsverbänden auch die Fraktionen.
Die Bremer Seniorenvertretung zürnt der Grünen-Fraktion. Grund: In einer großen Anfrage an den Senat hatte diese sich erkundigt, warum es in den Führungspositionen der Interessenvertretung für Menschen ab 60 Jahren kaum Frauen gebe. Damit läuft nach Einschätzungen der Grünen die Seniorenvertretung Gefahr ihrem Anspruch nicht gerecht zu werden. Sie soll die Bedürfnisse aller 180.000 Bremer SeniorInnen gleichermaßen darstellen.
„Das ist ein Affront gegen unsere ehrenamtliche Arbeit“, sagt Gerd Feller, Sprecher der Senioren und wertet den Vorgang sogar als „eine Unverschämtheit der Grünen“. Zudem lägen der Fraktion falsche Informationen vor: Drei der sieben Vorstandsmitglieder seien weiblich, also fast die Hälfte. Auf das gleiche Ergebnis kommt der Senat in seiner Antwort, die der taz vorliegt. Dort heißt es: Die Delegiertenversammlung hat 97 Mitglieder, davon sind 46 Frauen. „Die hätten sich erstmal mit uns unterhalten sollen, bevor sie den Senat fragen“, so Feller.
Bedingt recht hätten die Grünen nur in einem Punkt, nämlich bei der Frage nach dem geringen Anteil älterer Migranten. Die Seniorenvertretung sei grundsätzlich allen Personen gegenüber offen, sagt Feller. „Wir sind traurig, dass bis jetzt so wenig Menschen mit Migrationshintergrund bei ihnen tätig sind“, ihm zufolge sind es lediglich zwei. Er stellt aber klar: „Da haben wir relativ wenig Einfluss drauf.“ Denn in der Tat wird die Seniorenvertretung von den Deputationen, Ortsbeiräten und Wohlfahrtsverbänden gewählt. „Da müsste man ansetzen, nicht bei uns“, sagt Feller.
Den Zorn der Seniorenvertretung hält Zahra Mohammadzadeh für unbegründet. „Wir stellen ihre Arbeit doch gar nicht in Frage“, sagt die migrationspolitische Sprecherin der Grünen. Die Seniorenvertretung müsse sich aber einer Modernisierung unterziehen. Es sei an der Zeit den Zugang für ältere Migranten zu erleichtern. „Eine neue Struktur muss her“, so Mohammadzadeh.
Sie stimmt in ihrer Annahme allerdings nicht mit der des Senats überein. „Die Seniorenvertretung ist ein Interessenvertretungsorgan, nicht ein parlamentarisches Gremium“, teilt dieser mit. Deshalb könne nicht sicher gestellt werden, dass sie die ältere Bevölkerung in der Versammlung proportional abbilde. Allerdings verspricht die Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD) sich mit der Seniorenvertretung zusammenzusetzen, um „eine vielfältigere Repräsentanz zu bewirken“.
MARCEL WAALKES