: BP will Beteiligungen verkaufen
BILANZEN Der britische Ölkonzern steht wirtschaftlich unter Druck und verhandelt intensiv mit internationalen Investoren
BERLIN dpa/afp | US-Präsident Barack Obama äußerte sich Donnerstagabend Ortszeit zunächst zurückhaltend über den Erfolg der BP-Ingenieure. Das Schließen des Öllochs sei ein „gutes Zeichen“, sagte Obama, warnte aber davor, bereits an einen endgültigen Erfolg zu glauben. „Wir befinden uns noch immer in einer Testphase“, so Obama.
An der New Yorker und der Londoner Börse löste das Ereignis trotzdem kurzfristig Optimismus aus. Zahlreiche Anleger kauften Aktien des kriselnden Unternehmens, die Kurse stiegen teilweise um 5 bis 8 Prozentpunkte. Die BP-Aktie war Ende Juni um mehr als die Hälfte eingebrochen. Inzwischen beläuft sich der Verlust seit Beginn der Ölkatastrophe noch auf etwa 35 Prozent.
Das britische Unternehmen steht unter enormen wirtschaftlichen wie politischen Druck: Dem Konzern drohen einerseits Schadenersatzforderungen, zugleich arbeitet der US-Kongress an Gesetzen, die den Ölkonzern künftig von neuen Förderlizenzen in den USA ausschließen könnten, wie die BBC berichtete.
BP braucht also dringend Geld und hat darum seine Bemühungen intensiviert, Unternehmensanteile zu verkaufen. Insgesamt hofft man, durch die Trennung von Beteiligungen rund 20 Milliarden Dollar (15,5 Mrd. Euro) zu erzielen. Der Konzern und seine Berater seien dabei, die letzten Formalitäten zu regeln, berichtete die Financial Times (FT) in ihrer Freitagsausgabe. Voraussichtlich noch vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 27. Juli dürften die ersten Verkäufe bekanntgegeben werden.
Einer der Deals, der laut FT kurz vor dem Abschluss steht, ist der Verkauf von Teilen des Amerika-Geschäfts an den Öl- und Gasförderer Apache für 12 Milliarden Dollar. Darüber hinaus dürfte BP versuchen, seine Anteile am Ölförderer Pan American Energy of Argentina sowie Beteiligungen an Öl- und Gasfeldern in Kolumbien, Venezuela und Vietnam zu Geld zu machen. Auch der Verkauf des BP-Anteils am Ölfeld Mars im Golf von Mexiko an den Konkurrenten Royal Dutch Shell sei in der Diskussion.
BP-Chef Tony Hayward soll außerdem mit Investoren aus dem Nahen Osten wie Abu Dhabis Kronprinz Sheikh Mohammed bin Zayed al-Nahyan gesprochen haben. Allerdings wollten Abu Dhabi und andere interessierte Staatsfonds wohl nicht im großen Stil bei BP einsteigen, berichtete die Financial Times.
Auf BP kommen unkalkulierbare Folgekosten zu. So soll der Konzern zum Beispiel für das im Golf von Mexiko aufgesammelte Öl Gebühren bezahlen. Der Leiter der zuständigen Aufsichtsbehörde im US-Innenministerium, Michael Bromwich, schickte BP am Donnerstag einen Brief, in dem er Angaben zur Öl- und Gasförderung verlangte. Wenn BP keine Abgaben zahle, wäre dies ein Verstoß gegen US-Gesetze, hieß es.
BP hatte in den vergangenen Wochen auf verschiedenen Wegen versucht, das seit Beginn der Ölpest im Golf von Mexiko ins Meer strömende Öl aufzufangen. Ein Teil davon wurde verbrannt. Ein anderer Teil soll nach Wunsch von BP verkauft werden. Die Einnahmen daraus sollen einer Naturschutzstiftung zugutekommen.