DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Schleiers Endsieg
WAS SAGT UNS DAS? Alice Schwarzer fordert in der „FAZ“ ein Burka-Verbot
Sie hat ja so recht. „Der Ganzkörperschleier aber hat in einer Demokratie nichts zu suchen. Er raubt den weiblichen Menschen jegliche Individualität und behindert sie aufs Schwerste in ihrer Bewegungsfreiheit“, schreibt Alice Schwarzer in der FAZ eine ganze Seite lang. Und fordert ein Vollschleier-Verbot.
Was soll uns das sagen? Nichts Erhellendes zur Burka-Debatte. Alles, was im Text steht, ist altbekannt. Inklusive historischer Verweisrhetorik, nach der der Schleier wahlweise „endgültiger Sieg“ oder „totaler Sieg“ des politischen Islam bedeutet.
Schwarzer weiß das auch. Der eigentliche Feind wartet in der Mitte des Textes. Es ist: die Linke. Nicht die Partei, sondern ein ominöses Kartell aus Human Rights Watch und französischen Sozialisten. Aber egal: Wenn‘s um „die Linke“ geht – also um alles, was eben nicht bürgerlich ist –, dann wird die FAZ hellhörig und betriebsblind. Dann ist es auch egal bzw. ganz recht, wenn das wohlfeile Burka-Bashing eigentlich nur als Trojanisches Pferd dient, einen überflüssigen Sermon ins Blatt zu schmuggeln, der den eigentlichen Feind im Inneren sieht und attackiert. Denn der eigentliche Feind steht bekanntlich immer links.
Vorwurf: Die Linke stelle sich der Schleier-Diskussion nicht, verharmlose die Gefahr und opfere dem Götzen des Kulturrelativismus.
Woher kommen eigentlich dann die vielen Islamdebatten-Texte in SZ bis taz? Und: War es nicht die Grüne Ekin Deligöz, die Musliminnen aufforderte, das Kopftuch abzunehmen? Und: Was ist mit den Auseinandersetzungen bei Linken und SPD zum Thema? Könnte es eventuell sein, dass es die Schwarzer’sche Linke so als Block gar nicht gibt, dass sie ihn sich wider besseres Wissen sehnlichst herbeiphantasiert? Aber mit der These kriegt man natürlich keine gut abgehangene Verbotsforderung in die FAZ. DAS/ FRA