: Pakistan und der indische Terror
Im Streit mit Indien um Kaschmir haben Pakistans Geheimdienst und Islamisten Terrorgruppen gegründet, deren Aktivitäten jetzt auf Indien und Pakistan zurückwirken
ISLAMABAD taz ■ Wenn in Indien Terroranschläge verübt werden, wird schnell die Verbindung zu Pakistan hergestellt. Nach den Bombenanschlägen in Bombay erklärte der Polizeichef des Bundesstaates Maharashtra, P. S. Paricha, der Tatmodus entspreche dem Vorgehen der pakistanischen Extremistengruppe Laschkar-i-Taiba.
Pakistan steht allerdings seit 2004 offiziell in Friedensverhandlungen mit Indien und ist seit der Verbesserung der Beziehungen der USA mit Indien und Afghanistan bemüht, als „Frontstaat im Kampf gegen den Terrorismus“ zu gelten.
Früher unterstützte Pakistans Geheimdienst in Afghanistan islamistische Kämpfer, darunter die Taliban. Auch die Separatistenbewegungen im indischen Teil Kaschmirs werden bis heute von Pakistan unterstützt, für das die Befreiung des mehrheitlich von Muslimen bewohnten ehemaligen Fürstentums eine Frage der nationalen Identität ist. Die Schätzungen gehen auf bis über 10.000 bewaffnete Kämpfer in Kaschmir, die meisten in der säkularen „Jammu-und-Kaschmir-Befreiungsfront“ (JKLF). Diese pflegt allerdings seit Mitte der 1990er-Jahre einen einseitigen Waffenstillstand. Um die JKLF zu marginalisieren, hat Pakistan zwei Terrorgruppen in Kaschmir aufgebaut, die „Armee der Reinen“ (Laschkar-i-Taiba) und die „Partei der Freiheitskämpfer“ (Hisb-ul-Mudschaheddin) aufgebaut. Auf das Konto dieser Organisationen gehen viele Anschläge im indischen Teil Kaschmirs. Beide Gruppen sind offiziell verboten, haben jedoch soziale Vereinigungen gegründet.
Sowohl die „Armee der Reinen“ als auch die „Partei der Freiheitskämpfer“ haben eine Verbindung zum Anschlag in Bombay ausgeschlossen. Die dritte bedeutende Terrororganisation Kaschmirs, die „Bewegung der Heiligen Krieger“ (Harkat ul-Mudschaheddin) hat sich noch nicht von dem Terrorakt distanziert. Alle drei Gruppen sind mittelbar durch den pakistanischen Geheimdienst beeinflussbar und werden unmittelbar über Fraktionen der islamistischen Parteien Pakistans gelenkt.
Die neue Nähe Präsident Musharrafs zu den USA hat radikalere Gruppen entstehen lassen, wie die „Armee des Propheten“ (Dschaisch-i-Mohammed) oder die „Bewegung für den Islamischen Heiligen Krieg“ (Harkat ul-Dschihad-i-Islami). Sie werden auch in Pakistan für Terroranschläge verantwortlich gemacht. Wenn der Anschlag von Bombay eine Verbindung nach Pakistan hat, dann eher über diese Gruppen. NILS ROSEMANN