: Happy in Berlin
Marion, 38, Ärztin aus Berlin, verheiratet mit Roland; drei Kinder: Charlotte, 6, Otto, 4, Annie, 2Charlotte wurde in New York geboren. Roland und ich waren beide Stipendiaten an der Rockefeller-Uni, viel Arbeit. Mit acht Wochen gaben wir Charlotte zur Nanny, wie in den USA üblich. Das war hart. Und sehr teuer. Auch deshalb sind wir nach Deutschland zurückgekehrt.
„Kinderbetreuung unter einem Jahr? Haben wir nicht“, hieß es in Berlin. Die Dringlichkeit war auch nicht hoch genug. Schließlich waren wir nicht allein erziehend, sondern nur beide voll berufstätig, beide mitten in der Habilitation. Bei zehn Kitas standen wir auf der Warteliste, die Tagesmütter fanden wir alle schrecklich. Dann bekamen wir einen Platz in einer Elternkita. Öffnungszeit: bis 17 Uhr. Das war nicht vereinbar mit unserer Arbeitszeit. Wir mussten zusätzlich eine arbeitslose Erzieherin engagieren, die unsere Tochter von der Krippe abholte.
Nach einem halben Jahr bekam Charlotte doch den Platz in unserer Wunschkita. Ein Traum. Als uns dort andere von guten Erfahrungen mit Tagesmüttern erzählten, haben wir für Otto noch mal beim Bezirk nachgefragt. Selten habe ich so eine extrem hilfsbereite, unglaublich nette Verwaltung erlebt. „Keine Sorge, wir bekommen das hin“, sagte die Dame. Als Otto fünf Wochen alt war, hatten wir den Vertrag mit der Tagesmutter. Wir haben gemerkt: Wenn man einmal drin ist im System, läuft es. Automatisch bekamen alle Geschwisterkinder einen Platz. Unterm Strich ist Berlin ein Paradies für berufstätige Eltern. Einziger Haken sind die Öffnungszeiten, mit viel Organisation bekommen wir das aber ganz gut hin.
Bisher. Im August ziehen wir nach München, Roland hat eine Professur, ich ab Januar eine Stelle an der Uniklinik. Für Hort, Kita und Krippe gab es nur Absagen, nicht mal Plätze auf der Warteliste. Die lachen, wenn ich nach drei Plätzen frage. In München muss man sich schon vor der Geburt anmelden. Absurd. Auf enormen Druck der Institutsleitung haben wir nun immerhin zwei Plätze in der Unikita für 25 Stunden. Bis Januar müssen wir uns den Rest erkämpfen. Und die wissen nicht mal, dass jetzt noch Hans unterwegs ist. PROTOKOLLE: ANJA DILK