: Aprikosen-Käfer gerettet
NATURSCHUTZ Bremer Käferexperte Axel Bellmann sammelt Eremitenlarven per Hand ein. Nach monatelanger Pflege in seiner Garage setzt er geschlüpfte Larven an Bäumen aus
Die Sonne scheint durch die Blätter der alten Eichen. Es liegt ein leichter Duft von Aprikosen in der Luft. Er ist kaum zu sehen, doch sein süßlicher Geruch verrät seinen Aufenthaltsort: Der Eremit ist ein selten gesehener Gast in Bremens Grünanlagen, doch Käferexperte Axel Bellmann weiß, wo sich die dunkelbraunen Käfer am wohlsten fühlen. Nicht nur Baumhöhlen von Eichen, sondern auch von Ulmen, Buchen, Linden und anderen Laubbäumen bieten dem Eremiten einen Brutplatz. „Sie sind keine Schädlinge“, betont der Experte. Sie ernähren sich ausschließlich von schwarzem Mulm, einer von speziellen Pilzen zersetzten Holzsubstanz.
Plant das Umweltressort oder Stadtgrün, einen Baum zu fällen, ist Bellmann zur Stelle, um nach möglichen Eremitenlarven zu suchen. „Die Zusammenarbeit läuft seit zwei Jahren und alles geht ganz reibungslos und unbürokratisch von statten“, sagt Bellmann, der schon seit zehn Jahren Eremiten sammelt. Verbergen sich im Inneren des Baumes wirklich die großen weißen Larven, finden sie ein neues Zuhause in Bellmanns Garage. Rund 500 Larven leben dort. „Zum Vergleich: Vor der Zusammenarbeit mit dem Umweltressort und Stadtgrün hatte ich zehn bis zwanzig“, erklärt der Käferexperte zufrieden. Es dauere etwa drei bis vier Jahre bis sie schlüpfen, so bleiben auch drei Viertel der Larven noch bis zum nächsten Sommer bei Bellmann. Dort bewahrt er sie in mehreren mit schwarzem feuchtem Mulm gefüllten Eimern auf.
Die geschlüpften Eremiten setzt er an geeigneten Plätzen aus. Rote Plaketten markieren diese Bäume. „Bis jetzt wurden 30 Bäume gekennzeichnet, doch ich schätze, in Bremen wird es um die 100 für Eremiten geben“, sagt Bellmann. Nach dem Schlüpfen haben die Käfer nur wenige Wochen zu leben. Deswegen sei es umso wichtiger, dass sie sich an den richtigen Stellen zur schnellen Fortpflanzung befänden. Zwar können die etwa zwei bis maximal vier Zentimeter großen Käfer fliegen, doch schwärmen nur die wenigsten von ihnen aus.
In Oberneuland, in Krietes Wald in Osterholz und sogar in Schwachhausen sind Eremiten zu finden. Und trotzdem geht der Bestand immer weiter zurück, weshalb sie auch unter dem höchsten europäischen Schutzstatus stehen. „So gut es eben geht, möchte ich diesem Negativtrend entgegenwirken“, sagt der Käferexperte. Aber solange Bäume unachtsam gefällt oder gekürzt werden, bleibt der Eremit bedroht. Erst 1992 mit der Verabschiedung der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) der Europäischen Komission rückte der Eremit in das öffentliche Interesse. Vorher haben ihn selbst die meisten Insektenkundler noch nie gesehen.