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Archiv-Artikel

Armee gibt Ton an

Von SK

JERUSALEM taz ■ So hatte sich Amir Peretz seinen Einzug in die Regierung kaum vorgestellt. Der ehemalige Gewerkschaftsführer, den seine schillernden Reden über soziale Gerechtigkeit populär machten, stand stets im Ruf des auf Versöhnung erpichten Friedensfreundes. Kaum drei Monate nach seiner überraschenden Berufung zum Verteidigungsminister sieht er sich an der Spitze gleich zweier Großinvasionen. Beide Operationen sind auch Folge des Versagens der eigenen Truppen, die die Entführungen ihrer Kameraden nicht zu verhindern wussten.

Jetzt wettert Peretz gegen die libanesische Regierung: Sie werde „den Preis bezahlen“, solange sie daran scheitert, Ordnung im eigenen Haus zu schaffen. Sehr überzeugend ist er nicht, weiß doch jedes Kind, dass nicht er die Zügel in den Händen hält, sondern andere. Und auch Premierminister Ehud Olmert ist in taktischer Kriegsführung so unerfahren wie sein Verteidigungsminister.

Stabschef Dan Halutz ist die Schlüsselfigur, wenn es darum geht, über den nächsten Schritt der Armee zu entscheiden. Seit 40 Jahren trägt er, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, Uniform. Die längste Zeit davon die der Luftwaffe, die er selbst entscheidend mitprägte, vor allem im Bereich des Antiterrorkampfes. Auf die Frage, was er empfinde, wenn er eine Rakete auf ein palästinensisches Bevölkerungszentrum abwirft, antwortet er: „Einen kleinen Ruck.“ Selbst nach der Exekution des Hamas-Kommandanten Salech Schehada, bei der gleichzeitig 14 Unbeteiligte ihr Leben ließen, habe er „ausgezeichnet geschlafen“.

Mit seiner Armee-Erfahrung ist es ein leichtes Spiel, Israels derzeitige politische Führung für den Angriff zu gewinnen. Ein Ehud Barak, der selbst Stabschef war, bevor ihn die Arbeitspartei an die Regierung brachte, hätte Halutz das Leben ungleich schwerer gemacht. Barak entschied sich stillzuhalten, als im Herbst 2000 drei Soldaten in den Libanon verschleppt wurden. SK