: Saurier muss ewig leben
Marc Bolan hatte keinen Führerschein.
Weil ihm Autofahren Angst machte. Es war seine Freundin, die fuhr. Ein kleiner lilafarbener Mini, und seine Feundin war Gloria Jones, eine Soulsängerin, die das Orginal von „Tainted Love“ gesungen hatte, mit dem dann Soft Cell später ihren Megahit hatten. Marc Bolan aber wurde mit seiner Band T. Rex Anfang der siebziger Jahre von gar nicht so wenig Menschen als der legitime Nachfolger der Beatles betrachtet, was T. Rex wenigstens in der nüchternen Währung der Hitparadenplatzierungen auch waren mit einer Flut von Singles voll an feistem Kinder-Boogie, „Hot Love“, „Get It On“, „Jeepster“, „Children of the Revolution“ (mit der schönen Zeile: „I drive a rolls royce ’cos it’s good for my voice“) … womit doch wohl geballte Musikgeschichte in dem kleinen lilafarbenen Mini saß, der schließlich gegen einen Baum fuhr. Seit diesem 16. September 1977 ist Marc Bolan tot.
Aber man sollte ja nie den Brecht vergessen mit seinen „Fragen eines lesenden Arbeiters“, der sich beispielsweise Folgendes überlegte: „Cäsar schlug die Gallier. / Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?“ Zum Erfolg von T. Rex trommelten da neben Marc Bolan schon auch andere mit. Als die Band noch Tyrannosaurus Rex hieß, war das Steve Took an den Bongos, der später durch Mickey Finn an den Congas ausgetauscht wurde. Doch auch die: tot. Took starb 1980, als er sich an einer Cocktailkirsche verschluckte. Finn starb 2003. Leber- und Nierenversagen.
Doch jetzt mal was ganz anderes und mehr dem Leben Zugewandtes: Heute Abend trifft man sich im Flughafen Tempelhof zu einer Oldieparty, bei der ein solider Besatz an Ohrwürmern geboten wird, über die alle verfügen, die in den Sechzigern und Siebzigern mal Radio gehört haben. Spielen werden die Rubettes, Smokie, Sailor, Middle Of The Road und aus Berlin auch The Lords. Versprochen werden bei dieser Sause dabei immerhin die Originalbands aus der Zeit ihrer Erfolge. Angekündigt bei der Oldienacht sind übrigens als Headliner auch T. Rex. Da werden sie wohl den einen oder anderen Sarg mit auf die Bühne stellen müssen.
Aber es ist immer die Zeit, zu bereuen und in die Knie zu gehen, wie das auch der Popjournalist Karl Bruckmaier gemacht hat vor ein paar Jahren in seinem „Soundcheck“-Buch. Marc Bolan: „Er war ein mieser kleiner Gott und möge mir verzeihen, dass ich ihn immer nur heimlich geliebt habe. Jeder Tag, an dem man zufällig T. Rex im Radio hört, ist ein schöner Tag.“ Und genau so ist es. THOMAS MAUCH
■ Oldienacht: Flughafen Tempelhof, Freitag, 19 Uhr