: berliner szenen Drei Groschen
Für ein Halleluja
Das ehemalige Metropol am Bahnhof Friedrichstraße wird erst seit kurzem erneuert und ist sichtbar noch nicht fertig. Und schon kommen da wieder Theaterleute und proben zwischen Bohrern und bunten Kabelsalaten. Immer diese Hektik! In nicht mal vier Wochen soll im dann neuen Admiralspalast Brechts Dreigroschenoper aufgeführt werden. Campino ist Mackie Messer. Das wird er schon hinkriegen, denn „wir haben hier nicht nur keine Sänger, sondern auch keine guten Schauspieler“, witzelt er. Er habe sich aber ja schon „25 Jahre erfolgreich durchgeblufft“.
Es inszeniert Klaus Maria Brandauer. Der erzählt beim Pressetermin auf der Baustelle erst mal gut gelaunte Anekdötchen. Als Hauptsponsor Deutsche Bank mal bei den Proben vorbeischaute, war man gerade bei der Hurenszene. Jetzt erwarte er wegen der gezeigten nackten Haut noch mehr Geld. Sauer wird Brandauer, als eine Reporterin unterstellt, im Westen sei Brecht, der originäre DDR-Dichter, doch unterdrückt worden. Brandauer verbittet sich die Diskriminierung: Schon in der Schule im Schwarzwald habe er Brecht auswändig gelernt. Er beginnt dann tatsächlich, irgendwas aufzusagen, und will, dass die Reporterin weiter den Brecht runterdeklamiert. Es gebe sowieso längst keine Ossis und Wessis mehr. Da ist „Mrs. Peachum“ Katrin Sass vor, die sofort auf ihrer „Zonenidentität“ besteht. Brandauer hätte sie an dieser Stelle eigentlich gut beleidigen können, bescheinigt aber doch lieber einer weiteren Reporterin, ganz schön alt im Gesicht auszusehen. Vielleicht sollten die Bauarbeiter eine extra Falltür in die Bühne bauen. Es gäbe sicher Freiwillige, die den Fallmechanismus auslösen, wenn Altmacho Brandauer gerade draufsteht. ANDREAS BECKER