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Archiv-Artikel

Duisburgs Oberbürgermeister unter Druck

LOVEPARADE Union, Grüne und Linkspartei fordern Rücktritt Sauerlands – der weigert sich, doch ein Sitzungsprotokoll belastet ihn. Die Polizei weist Vorwürfe des Veranstalters zurück, falsch reagiert zu haben

DUISBURG taz | Nach der Loveparade-Katastrophe werden die Rufe nach einem Rücktritt von Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland immer lauter. „Es ist abenteuerlich und unverantwortlich, dieses Gelände mit dieser Eingrenzung als Veranstaltungsort zu wählen“, sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl. So etwas hätte nie genehmigt werden dürfen. „Wer es doch tut, muss Konsequenzen ziehen.“

Zuvor hatten bereits die Landesvorsitzenden von Grünen und Linkspartei, Monika Düker und Hubertus Zdebel, Duisburgs Stadtoberhaupt zur Amtsniederlegung aufgefordert. Er trage als Chef der Genehmigungsbehörde „die politische Verantwortung für ein Konzept, das nicht aufgegangen ist“, sagte Düker. „Vor der politischen Verantwortung darf sich die Stadtspitze nicht drücken“, sagte Zdebel.

Doch davon will der Christdemokrat bislang nichts wissen. Solche Forderungen könne er zwar „nachvollziehen“, teilte Sauerland in einer persönlichen Erklärung mit, „dennoch müssen wir uns die Zeit nehmen dürfen, zunächst die schrecklichen Geschehnisse aufzuarbeiten“. Ob die Stadt Fehler begangen habe, sei noch nicht geklärt. Erst danach könne die Frage nach persönlichen Konsequenzen beantwortet werden. „Wenn sich die Stadt etwas vorzuwerfen hat, dann werden wir Verantwortung übernehmen.“

Nach Angaben der Essener WAZ-Gruppe belastet ein Sitzungsprotokoll aus dem Duisburger Rathaus Sauerland. Bereits vier Wochen vor der Loveparade habe das Bauordnungsamt massive Einwände gegen das vorgelegte Sicherheitskonzept erhoben. Das gehe aus einem Protokoll vom 18. Juni hervor, bei dem auch Sauerland auf dem Verteiler stehe.

Die Polizei hat gestern Vorwürfe von Organisator Rainer Schaller zurückgewiesen, sie habe die Menschen ungebremst in den Tunnel strömen lassen. Eine Sprecherin der Polizei in Köln, die nach dem tragischen Ende der Loveparade ermittelt, erklärte dazu: „Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in der Lage zu sagen, was der Auslöser war für das Ganze, wie es sich ereignet hat.“ Unklar bleibt, wie viele Beamte zum Zeitpunkt des Unglücks überhaupt vor Ort im Einsatz waren. PAB, WYP

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