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Archiv-Artikel

KAUM STUDIENKREDITE – UND KEIN AUSGLEICH FÜR STUDIENGEBÜHREN Uni-Auslese per Zinssatz

Einen weiteren Baustein zur sozialen Auslese im Bildungssystem feiert Ministerin Annette Schavan als Erfolg. Nur wenige Studierende haben sich in den vergangenen Monaten bei der staatlichen KfW-Bank zum Geldpumpen angemeldet und erhalten einen Studienkredit. Das Misstrauen besteht zu Recht.

Denn die Banken und Sparkassen sind keineswegs ein Club von Gutmenschen. Bereits im Oktober könnten die Zinsen auf bis zu 5,8 Prozent heraufgesetzt werden. Die saftigen Rückzahlungen nach dem Studium werden vor allem Abiturienten aus finanzschwachen Familien den Gang in die Hörsäle vermiesen. Denn wer nicht notfalls nach dem Studium mit Überweisungen von Mama und Papa rechnen kann, wird sich zweimal überlegen, ob er das Risiko eingehen wird.

Verschärft wird die soziale Auslese durch die bisherigen Modelle für Studiengebühren, die voraussichtlich in allen Bundesländern eingeführt werden. Denn wenn das Semester mindestens 500 Euro kostet, wird auf einen Schlag eine große Zahl von Studierenden einen Kredit brauchen. Und von den dann – inklusive Unterhalt – in die zehntausende Euro steigenden Schulden werden sich immer mehr Abiturienten abschrecken lassen. Die populistische Forderung nach dem Verzicht auf ein paar Weizenbiere verschleiert den wahren Sachverhalt.

Der KfW-Kredit fördert die soziale Selektion zudem im Kleingedruckten. Denn während eines Auslandssemesters haben die Studierenden keinen Anspruch auf den faulen Geldsegen. Und so können sich wiederum ausschließlich Kinder betuchter Eltern die für den Arbeitsmarkt wichtigen Auslandserfahrungen leisten.

Der Bund sollte sich seiner bildungspolitischen Aufgabe stellen und Darlehen anbieten, deren Zinsen nicht höher sind als die Inflationsrate. Stattdessen möchte Schavan, dass sich der Staat ganz aus der Verantwortung stiehlt. Am liebsten möchte sie auch die Bafög-Förderung abschaffen. Immerhin – dieser vermeintliche Erfolg blieb ihr bisher verwehrt. SASCHA TEGTMEIER