: Betr.: kinotaz nord
A
Der Andere USA/Großbritannien 2008, R: Richard Eyre, D: Liam Neeson, Antonio Banderas
„“Der Andere“ handelt von einem Schachspiel, bei dem zwei Männer um eine Dame kämpfen. Nach einer Vorlage von Bernhard Schlink erzählt der britische Regisseur Richard Eyre (“Iris“) von dem Londoner Unternehmer Peter, der nach 25 Jahren Ehe ent deckt, dass seine Frau eine Affäre hat. Peter sucht den Liebhaber auf, ohne ihm seine Identität zu ver raten, und spielt mit ihm Schach. Leider wirken auch die Figuren des Films oft so, als würden sie nur geschoben. Weil sich der Film nicht konzentrieren kann, sondern nervös durch Raum und Zeit springt, kann sich die Spannung eines psychologischen Duells nie aufbauen.“ (Der Spiegel) KI
A Nightmare on Elm Street USA 2010, R: Samuel Bayer, D: Jackie Earle Haley, Kyle Gallner
„Mit „Nightmare - Mörderische Träume“ revolutionierte Wes Craven 1984 das Slashergenre. Sein Schlitzer Freddy Krueger wurde zum Kult, weil er seine Teenieopfer nicht in irgendeiner Waldhütte meuchelte, sondern in ihren eigenen Albträumen. Dem Reboot von Produzent Michael Bay und seiner Remakefabrik Platinum Dunes (zuletzt: „Freitag der 13.“) geht diese erfrischende Note völlig ab. Vor lauter Erfurcht vor dem Original wurde offenbar auch vergessen, interessante Figuren zu entwerfen, die es verdient hätten, dass man mit ihnen mitfiebert. Einzig „Watchmen“-Mime Jackie Earle Haley versteht es, Kultkiller Freddy im Finale eine Bösartigkeit zu verleihen, die den schwarzhumorigen Auftritten seines legendären Vorgängers Robert Englund zuweilen abging. Nach 90 Minuten oberflächlichen Schreckens und vertaner Chancen kann das aber auch nichts mehr retten.“ (Cinema) H, KI, OL, SN
Avatar USA 2009, R: James Cameron, D: Sam Worthington, Sigourney Weaver
„Dass James Camerons Science-Fiction ein wirklich visionärer Film geworden ist, liegt daran, dass sein Macher zu einer raren Hollywood-Spezies gehört: der des megalomanischen Autorenfilmers. Bei diesem Film gehen die Augen des Betrachters von Anfang an ein wenig weiter auf angesichts einer Science-Fiction-Welt, in der sich hyperbrillante, mit beiläufiger Eleganz inszenierte 3-D-Bilder und eine exzessiv überbordende, detailbesessen ausgemalte Fantasiewelt verbinden.“ (Die Zeit) HH
B
Die Beschissenheit der Dinge Belgien 2009, R: Felix Van Groeningen, D: Kenneth Vanbaden, Valentijn Dhaenens
„In der belgischen Provinz der 80er Jahre lebt der 13-jährige Gunther zusammen mit seinem dauersaufenden Vater und dessen drei ebenso abgewirtschafteten Brüdern. Denkbar schonungslos und mit ranziger Realitätsnähe, aber auch mit deftig grotesken Humoreinbrüchen erzählt diese Coming-of-Age-Tragikomödie von einer Jugend in prekären Verhältnissen und deren Langzeitfolgen.“ (tip) BHV
Blow Up Großbritannien 1966, R: Michelangelo Antonioni, D: David Hemmings, Vanessa Redgrave / Originalfassung mit Untertiteln
“,Blow up‘ ist die erste Produktion des Regisseurs außerhalb seiner italienischen Heimat. Der Film erzählt in den grellen Farben und Bildern der Pop-Art eine eigentümliche Kriminalgeschichte, in der es zwar ein Opfer, aber offensichtlich keinerlei Interesse am Täter gibt. Ein erfolgreicher Modefotograf wird bei der Suche nach Motiven in einem kleinen Park mit seiner Kamera unfreiwillig Zeuge eines Mordes, den er aber erst später bei der genauen Betrachtung des entwickelten Films wahrnimmt. Dieser schöne, bis zuletzt spannende Streifen zeichnet auch ein stimmiges und überaus lebendiges Bild der Londoner Beat-Genration.“ (tip) HH
Breath Made Visible: Anna Halprin Schweiz/USA 2009, R: Ruedi Gerber
„Porträt der knapp 90-jährigen Tanzkünstlerin Anna Halprin, das mit viel Archivmaterial die bewegte Lebens- und Entwicklungsgeschichte der Künstlerin sicht- und nachvollziehbar macht. So sorgte Halprin in den 1970er-Jahren mit politischen Performances für Furore und prägte den modernen Ausdruckstanz entscheidend mit. Allerdings verharrt der Dokumentarfilm weitgehend bei den (Selbst-) Inszenierungen Halprins; eine distanzierte Betrachtung oder gar Hinterfragung ihres Schaffens findet kaum statt.“ (filmdienst) HH
C
Crazy Heart USA 2009, R: Scott Cooper, D: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal
„Seine besten Zeiten hat Bad Blake (Jeff Bridges) längst hinter sich; der alkoholsüchtige Country-Sänger schlägt sich mit Gigs in schäbigen Etablissements durchs Leben und reist dabei quer durch die USA. Als er sich in eine wesentlich jüngere alleinerziehende Mutter (Maggie Gyllenhaal) verliebt, dämmert ihm allmählich, dass er seinem Leben eine neue Richtung geben muss. Die Geschichte von der Läuterung eines abgehalfterten Losers gleitet dank eines wunderbar lakonischen Humors, herausragender Darsteller und mitreißender Musik nicht ins plakativ Moralische ab, sondern rundet sich zur gelungenen Tragikomödie.“ (Rheinischer Merkur) HH
Crossing the Bridge - The Sound of Istanbul Deutschland, Türkei 2004, R: Fatih Akin
“Was für Regisseur Fatih Akin als Fanprojekt begann, wurde zum faszinierenden Porträt der Metropole Istanbul: Musikfilm, Generationenporträt, kulturelle Visitenkarte einer Stadt. Einstürzende-Neubauten-Bassist Alexander Hacke steht ihm als deutscher ,Musikbotschafter‘ zur Seite. Neben Stars wie Sezen Aksu oder Orhan Gencebay beeindrucken vor allem die jungen Bands, die orientalische mit westlichen Klängen verknüpfen, ohne sich an Europa anzubiedern. Für Akin das erfolgreiche Debüt als Musikfilmer.“ (tip) HH
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Der Dialog - The Conversation USA 1973, R: Francis Ford Coppola, D: Gene Hackman, John Cazale
“Amerikanischer Abhörspezialist fällt seinem Beruf zum Opfer, als sich sein Gewissen zu regen beginnt. Nicht ohne Anleihen an Science-Fiction-Filme und Kriminal-Thriller entwirft Francis Ford Coppola die realistische Horror-Vision einer Welt, in der mit Hilfe modernster Abhörtechniken alle mitmenschlichen Beziehungen zu Grunde gerichtet werden. Ein sehenswerter Film und schockierender Diskussionsbeitrag zum Thema ,Verantwortung des Menschen‘.“ (Filmbeobachter) HH
Drachenzähmen leicht gemacht USA 2010, R: Dean Deblois, Chris Sanders
„Seit Jahrhunderten kämpfen die Wikinger auf einer kleinen nordischen Insel gegen Drachen. Doch dann schließt ein junger Wikinger Freundschaft mit einem der feuerspeienden Reptilien. Mit liebenswerten Figuren, pointiertem Dialogwitz und wunderschönen CGI-Bildern glänzender 3D-Film, der vom Mut, zu sich selbst zu stehen und anderen mit Neugier und Offenheit zu begegnen, erzählt und dabei durch Humor, furiose Actionszenen sowie die feine Porträtierung seiner jungen Hauptfigur und ihrer Probleme überzeugt.“ (filmdienst) OL
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Easy Virtue - Eine unmoralische Ehefrau Großbritannien 2008, R: Stephan Elliott, D: Jessica Biel, Colin Firth
„Easy Virtue“ präsentiert die schöne Schauspielerin Jessica Biel als tollkühne, Autorennen fahrende junge Amerikanerin unter landadeligen Snobs im England der zwanziger Jahre. Die junge Heldin wird von einer bösen Schwiegermutter (Kristin Scott Thomas) angegiftet und von einem malerisch verkommenen Schwiegervater (Colin Firth) angeschmachtet. Die Komödienstory von Noël Coward war im Jahr 1928 die Vorlage für einen Film von Alfred Hitchcock, der Regisseur Stephan Elliott (“Priscilla“) macht daraus einen leicht verzopften, aber amüsanten Kostümfilm, in dem außer einem kleinen Schoßhund alle ihren Spaß haben.“ (Der Spiegel) BS, H, HH, KI
Eclipse: Biss zum Abendrot USA 2010, R: David Slade, D: Kristen Stewart, Robert Pattinson
„Bella liebt den schönen Vampir Eduard - aber auch ein bisschen den Werwolf Jacob mit dem Waschbrettbauch. Im dritten Teil der „Twilight-Saga“, nach den Romanen von Stephenie Meyer, gehen die Kämpfe zwischen guten Vampiren, bösen Vampiren und Werwölfen weiter - und ebenso diejenigen in den Herzen von romantischen Teenagern. Viel Dämmerlicht und noch mehr unerfülltes Begehren.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Eine zauberhafte Nanny: Knall auf Fall in ein neues Abenteuer Großbritannien 2010, R: Susanna White, D: Emma Thompson, Ralph Fiennes
„Drei Kinderbücher hat Christianna Brand in den 60er-Jahren geschrieben. Die Geschichten von „Nurse Matilda“ inspirierten Emma Thompson zu ihrem ersten „Nanny“-Drehbuch, das 2005 verfilmt wurde. Auch das Skript zur Fortsetzung stammt aus Thompsons Feder, doch weil die Ideen aus den Büchern aufgebraucht waren, musste sie sich diesmal eine eigene Geschichte ausdenken. Und die besteht zum Glück aus den gleichen wunderbaren Zutaten wie beim ersten Teil: kauzige Figuren, hysterischer Slapstick und eine irrwitzige Handlung, die nicht unbedingt für kleine Zuschauer geeignet ist.“ (Cinema) H
Die Eleganz der Madame Michel Frankreich/Italien 2009, R: Mona Achache, D: Josiane Balasko, Garance Le Guillermic
„Die verschlossene Concièrge eines Pariser Mietshauses pflegt heimlich eine empfindsame Neigung zur Literatur. Die Bekanntschaft mit einem japanischen Witwer und einem Mädchen führt zur allmählichen Annäherung dreier Außenseiter. Darüber verwandelt sich der Film vom entschleunigten Drama der Isolation zur sympathischen Komödie menschlicher Unzulänglichkeiten. Subtil-humorvoll erzählt, mit hintergründigen Dialogen und guten Schauspielern, überzeugt das zart-vergnügliche Kinodebüt durch seinen von Toleranz und Mitgefühl geprägten Blick auf einen menschlichen Mikrokosmos.“ (filmdienst) H, HH
F
Der fantastische Mr. Fox USA 2009, R: Wes Anderson
„Wes Anderson übersiedelt sein Themenuniversum in den Puppenfilm und erzählt frei nach Roald Dahl von hochkultivierten, fuchteufelswilden Tieren in der englischen Provinz, die drei sadistische Großbauern gegen sich aufbringen. Ein handgemachter, hochkonzentrierter Stop-Motion-Animationsfilm (durchaus für Erwachsene) mit stilvoller 70ies-Soundcollage und einem Helden (im Original gesprochen von George Clooney), der mit kühlem Kopf die irrwitzigsten Pläne ausheckt.“ (tip) HH, KI
Die Frau mit den 5 Elefanten Schweiz/Deutschland 2009, R: Vadim Jendreyko
„Bewegendes Porträt der 85-jährigen Übersetzerin Swetlana Geier, das nicht nur eine außergewöhnliche Frau und ihr Schicksal vor dem Hintergrund zweier Diktaturen vorstellt, sondern zugleich Einblicke in ihre akribische Arbeit gewährt und einen unterschätzten literarischen Schaffensprozess transparent macht. Eine sehr rücksichtsvolle Annäherung an einen Menschen, der mit seiner Übersetzungskunst Brücken zu schlagen versteht, wobei sich der Film seinem Sujet mit inszenatorischer Bedächtigkeit annähert.“ (filmdienst) HH
Die Friseuse Deutschland 2010, R: Doris Dörrie, D: Gabriela Maria Schmeide, Natascha Lawiszus
“Schaff ick“ ist das Credo von Kathi König, der extrem dicken Heldin dieses Filmes, in dem davon erzählt wird, wie sie sich auch durch die widrigsten Umstände nicht klein kriegen lässt. Die arbeitslose Friseurin ist eine Frohnatur, die alles mit viel Energie und Leidenschaft anpackt.Kathi muss mit den demütigenden Ressentiments vieler ihrer Mitmenschen, den lethargischen Bürokraten beim Arbeitsamt und einem abschätzigen Existenzgründerberater fertig werden, aber ihr schöner Traum von einem eigenen Friseursalon gibt ihr eine verblüffende Standfestigkeit. Gabriela Maria Schmeide verkörpert sie mit soviel Wärme und Witz, dass diese im besten Sinne des Wortes merkwürdige Person einem auch lange nach dem Film nicht aus dem Sinn geht. Doris Dörrie zeigt den Berliner Marzahn, in dem Kathi aufgewachsen ist, und in den sie nun zurückgekehrt ist, als einen lebendigen Kiez ohne die gängigen Klischees von sozialer Verelendung. (hip) GÖ, HH, HL
Für immer Shrek USA 2010, R: Mike Mitchell
„Auf Grundlage des gleichnamigen Kinderbuchs von William Steig konzipierte DreamWorks-Boss Jeffrey Katzenberg 2001 seinen Antihelden als grobschlächtiges Gegenwicht zu den gelackten Prinzen aus dem Walt-Disney-Universum. Nur leider ist von Shreks anarchischem Charme kaum etwas übrig geblieben. Während früher spitzzüngige Spielereien mit modernen Popkulturmythen dominierten, hat der vierte Teil nur noch müde Witze vom Oger-Fließband zu bieten.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
G
Giulias Verschwinden Schweiz 2009, R: Christoph Schaub, D: Corinna Harfouch, Bruno Ganz
„Während sie auf sie warten, um ihren fünfzigsten Geburtstag zu feiern, tauschen Giulias Freunde Allgemeinplätze über das Altern aus. Angesichts der unausweichlich mit dem Tod endenden Katastrophe allmählichen Verfalls versucht Schaub das Publikum auf humorvolle Gelassenheit einzuschwören. In Wahrheit stiehlt er ihm mit seinem langweiligen Film die Zeit.“ (tip) H
Große Freiheit Nr. 7 Deutschland 1943/44, R: Helmut Käutner, D: Hans Albers, Ilse Werner “Der schönste aller St. Pauli-Filme - mit Hans Albers als Stimmungssänger im ,Hippodrom‘. Als er sich in ein junges Mädchen vom Lande verliebt, zieht die jedoch einen Jüngeren vor. Den singenden Seemann zieht es darum wieder hinaus auf die See.“ (Metropolis) HH
H
Hanni & Nanni Deutschland 2010, R: Christine Hartmann, D: Jana & Sophia Münster, Hannelore Elsner
„Sie gleichen sich bis aufs Haar und sind unzertrennlich: Hanni und Nanni. Kaum ein Tag vergeht, an dem die frechen Zwillinge nicht wieder etwas aushecken. Doch zu Unrecht fliegen sie von der Schule und werden von ihren Eltern ins Internat Lindenhof gesteckt. Dort erwarten sie strenge Verhaltensregeln, aber auch jede Menge Abenteuer. Christine Hartmanns Kinderfilm basiert auf der erfolgreichen Buchreihe der britischen Autorin Enid Blyton, die mit ihren ab 1965 auch in Deutschland veröffentlichten Internatsgeschichten Generationen von Mädchen begeisterte. Für die erste Leinwandadaption des Stoffes wurde die Geschichte zeitgemäß mit iPod und Handy aufpoliert. Der liebevolle Charme des Originals blieb dennoch erhalten, was nicht nur den quirligen Zwillingen Sophia und Jana Münster, sondern auch Hannelore Elsner als Internatsdirektorin zu verdanken ist.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Herbstgold Deutschland/Österreich/ Irland 2010, R: Jan Tenhaven
„Darüber, dass Fußballprofis schon mit Mitte dreißig zum alten Eisen gehören, können die Protagonisten dieses wunderbaren Dokumentarfilms wahrscheinlich nur schmunzeln. Bei den fünf sportbegeisterten Senioren kann von Ruhestand jedenfalls nicht die Rede sein; vielmehr bereiten sie sich auf die Olympischen Spiele für Senioren 2009 vor. In parallel montierten Sequenzen gewähren die betagten Sportler Einblicke in ihr Leben und Denken. Der Film begeistert durch den Respekt, aber auch den feinen Humor, mit dem er sich seinen Protagonisten annähert und damit eine ebenso unterhaltsame wie Mut machende Hommage an das Leben im Alter vorlegt.“ (Rheinischer Merkur) BHV, HB, HH
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Inception USA 2010, R: Christopher Nolan, D: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt
„„All that we see / is but a dream within a dream“ dichtete einst Edgar Allen Poe. Christopher Nolan hat dieses Konzept der ineinander verschachtelten Träume mit seiner Geschichte von Traumdieben, die in die nächtlichen Fantasien anderer Menschen eindringen um sie zu plündern oder zu verändern, zu einem überbordenden filmischen Labyrinth weitergesponnen. Wenn sich der Zuschauer beim ersten Sehen unweigerlich zwischen den verschiedenen Traumebenen verirrt, ist das bei einer Fantasie über die Fantasie nur folgerichtig, denn wenn diese konsequent durchdacht wird, muss sie eher einer Traumlogig als einer konventionellen Dramaturgie folgen. In der Traumwelt dieses Films ist alles möglich - es muss nur realistisch dargestellt und in sich schlüssig sein. Und diese Aufgabe meistert Nolan souverän, indem er nicht nur surreale Schauplätze wie eine zerbröselnde Metropole kreiert, sondern auch mit der relativen Zeit in den ineinander liegenden Traumphasen spielt oder scheinbar die Schwerkraft außer Kraft setzt. (hip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
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Jungs bleiben Jungs Frankreich 2009, R: Riad Sattouf, D: Alice Trémolière
„Der 14-jährige Hervé ist alles andere als ein Mädchenschwarm. Mit seinem Kumpel Camel trifft er sich zum gemeinsamen Onanieren, und zu Hause vor dem Badezimmerspiegel übt er heimlich für seinen ersten Zungenkuss. Seine Annäherungsversuche enden meist mit einer demütigenden Abfuhr, bis sich die selbstbewusste Aurore in ihn verliebt. Verglichen mit den scheinbar so freizügigen, in Wahrheit jedoch ziemlich prüden Teenagerkomödien aus Hollywood zeichnet „Jungs bleiben Jungs“ ein überraschend ungeschöntes Bild von den emotionalen Untiefen der Pubertät - mit feuchten Zungenküssen und pickeligen Gesichtern in Großaufnahme.“ (Cinema) HB
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Das Kabinett des Doktor Parnassus Frankreich/Kanada 2009, R: Terry Gilliam, D: Heath Ledger, Christopher Plummer
“Terry Gilliams neuestes Werk sorgte bereits wegen des verfrühten Todes von Darsteller Heath Ledger für Schlagzeilen. Der Titelheld (Christopher Plummer), der als verschrobener Gaukler durch die Lande zieht, will seine Tochter mit einer Wette aus den Klauen des diabolischen Mister Nick (Tom Waits) erretten. Zum Joker in dem sinistren Spiel werden ein rätselhafter Fremder (Ledger) und ein Spiegel, durch den man in eine seltsame Welt gelangt. Überwältigende surrealistische Bilder, großartige Darsteller und eine märchenhaft-philosophische Story über Glanz und Elend menschlicher Gestaltungsfreiheit machen den Film zum großen Kino-Erlebnis.“ (Rheinischer Merkur) HH
Karate Kid USA 2010, R: Harald Zwart, D: Jaden Smith, Jackie Chan
„Vor 26 Jahren erblickte eine westliche Ikone des Martial-Arts-Kinos das Licht der Welt. Als nach Kalifornien gezogener Außenseiterjunge erlernte Ralph Macchio in „Karate Kid“ mithilfe eines schrulligen japanischen Lehrmeisters die elementaren Lebensweisheiten des Kampfsports und zwang damit im finalen Turnier seinen blindwütigen Erzfeind in die Knie. Warum das Remake von Harald Zwart (“Agent Cody Banks“) für diesen schlichten Plot fast zweieinhalb Stunden benötigt, ist der Verlagerung des Geschehens nach China geschuldet. Irritierend ist, dass Klein Smith die lausbübische Lässigkeit seines Vaters Will abzuspulen scheint und im Abspannsong gar das von Papi geerbte Raptalent unter Beweis stellen darf. So beschleicht einen das Gefühl, dass ein offensichtlich schauspielbegeisterter Junge als Miniklon seines Superstar-Vaters verheizt wird.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Kiss & Kill USA 2010, R: Robert Luketic, D: Katherine Heigl, Ashton Kutcher
„Hilfe, mein Mann ist ein Agent! Ashton Kutcher schockiert Katherine Heigl. Die Story sprüht nicht gerade vor Originalität, und auch die verblüffenden Wendungen dürften erfahrene Kinogänger kaum überraschen. Dennoch ist „Kiss & Kill“ längst nicht so schlecht, wie die harschen Verrisse in der US-Presse vermuten lassen. Ob Ashton Kutcher als internationaler Topspion eine glaubwürdige Figur abgibt, ist so nebensächlich wie die Frage, ob die Handlung einer logischen Überprüfung standhält. Je absurder die Situationen, desto größer der Spaß fürs Publikum.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, LG, OL
Kleine Wunder in Athen Griechenland/Deutschland 2009, R: Fillipos Tsitos, D: Antonis Kafetzopoulos, Anastasis Kozdine
„Stavros betreibt einen Straßenkiosk. Er schwadroniert mit Freunden über alte Zeiten und zieht über Albaner her. Bis Stavros’ Mutter just in einem Hilfsarbeiter aus diesem Land ihren verlorenen Sohn zu erkennen glaubt. Eine wunderbar lakonische Komödie, deren Stärke in ihrer Bescheidenheit und einem grandiosen Hauptdarsteller Antonis Kafetzopoulos liegt. In dessen ausdrucksstarkem Gesicht spiegeln sich die vielen Kränkungen des männlichen Egos. Nebenbei verhandelt der Film messerscharf die gegen Veränderungen resistente griechische Mentalität und das überkommene Männerbild, die Ursachen der Fremdenfeindlichkeit.“ (Rheinischer Merkur) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, LG, OL
Knight and Day USA 2010, R: James Mangold, D: Tom Cruise, Cameron Diaz
„Knight and Day“ ist der Versuch von Strahlemann Tom Cruise, 48, seine Karriere nach dem peinlichen Auftritt in seinem letzten Film „Operation Walküre“ wieder auf Kurs zu bringen. In dieser Action-Komödie spielt Cruise, manisch grinsend bis zur Selbstparodie, einen CIA-Killer namens Roy Miller, der von den eigenen Leuten und diversen Gangstern gejagt wird. Mit einer Waffe in der Hand und einer Blondine (Cameron Diaz) im Arm, flieht Miller um die halbe Welt, von Boston über Salzburg bis in eine Stierkampfarena in Sevilla. Warum das alles? Regisseur James Mangold (“Walk the Line“) behauptet, er habe eine neue Version des Hitchcock-Klassikers „Der unsichtbare Dritte“ drehen wollen - ein Vorbild, an dem jeder Filmemacher scheitern muss. Bei Hitchcock zündeten die Pointen, in „Knight and Day“ explodieren Flugzeuge, und Cruise steht daneben und lacht.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Der Knochenmann Österreich 2009, R: Wolfgang Murnberger, D: Josef Hader, Josef Bierbichler
“,Der Knochenmann‘ verarbeitet im Keller seines Gasthofs die Überreste seiner vielgerühmten Brathendl zu Tiermehl - und jagt nebenbei auch menschliche Gebeine durch das Mahlwerk. Josef Bierbichler spielt den steirischen Wirt als monströsen Phlegmatiker, dem der Privatdetektiv Simon Brenner (Josef Hader) auf die Spur kommt. Nach „Komm, süßer Tod“ und „Silentium“ gibt der österreichische Kabarettist Hader nun zum dritten Mal den melancholischen Ermittler, den Krimi-Autor Wolf Haas in bislang sechs Romanen zur Kultfigur machte. Hader, Haas und Regisseur Wolfgang Murnberger haben eine furiose Komödie geschaffen, in der Lachen und Grausen, romantische Liebe und blutiger Horror oft kaum zu trennen sind.“ (Der Spiegel) HB
Das Konzert Frankreich/Belgien/Italien/Rumänien 2009, R: Radu Mihaileanu, D: Alexej Guskow, Dmitri Nazarow
„“Das Konzert“ erzählt vom Comeback eines russischen Komponisten (Alexej Guskow), der vor 30 Jahren von den Kommunisten seines Amtes enthoben wurde und nun in Paris Tschaikowskis elegisches Konzert für Violine und Orchester dirigieren soll. Der rumänischstämmige Regisseur Radu Mihaileanu (“Zug des Lebens“) lässt eine wüste Bande wodkaseliger Musikanten mit Pauken und Trompeten in die französische Hauptstadt einfallen. Im rasant-rustikalen Stil eines Stehgeigers, dem es nichts ausmacht, wenn er mal den falschen Ton trifft, hetzt Mihaileanu seine Figuren durch eine amüsante Tour de Force ebenso aberwitziger wie sentimentaler Situationen.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
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Lügen macht erfinderisch USA 2009, R: Ricky Gervais, Matthew Robinson, D: Ricky Gervais, Jennifer Garner
„Als Moderator der Golden-Globe-Verleihung kündigt er Mel Gibson schon mal als Schnapsdrossel der Nation an und bekommt dafür nicht nur Beifall. Der 48-jährige Engländer Ricky Gervais ist mittlerweile einer der ganz Großen im Comedy-Business. Vor allem in seiner Heimat ist er als Autor und Hauptdarsteller der TV-Serien „The Office“ und „Extras“ ein gefeierter Star. Schade, dass von der „Stromberg“-Bissigkeit in seinem Regiedebüt nichts zu finden ist. „Lügen macht erfinderisch“ ist eine harmlose Romanze, die sich in nichts von anderen Filmen dieses Genres unterscheidet. Nur darin vielleicht, dass Gervais als Lady-Lover über keinen Waschbrettbauch verfügt. Wie wohltuend.“ (Cinema) HB
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Mahler auf der Couch Deutschland/Österreich 2010, R: Percy Adlon, D:Johannes Silberschneider, Barbara Romaner
„Gustav Mahler sucht den Rat des Psychotherapeuten Siegmund Freud, nachdem er von der Affäre seiner zwanzig Jahre jüngeren Frau Alma erfahren hat. Originelles Geburtsgeschenk zum 150. Geburtstag des Komponisten, das Zeiten und Stile durcheinander wirbelt, aber in den Szenen des Ehelebens ein wenig betulich wirkt.“ (tip) GÖ, H, HB, HH
Manche mögen‘s heiß (Some like it hot) USA 1959, R: Billy Wilder, D: Marilyn Monroe, Tony Curtis, Jack Lemmon
“Die Barmusiker Joe und Jack waren in Chicago zur falschen Zeit am falschen Ort und haben jetzt Killer auf den Fersen. In Frauenkleidern finden sie Unterschlupf in einer Damenkapelle, die gerade zu einem Gastspiel nach Florida aufbricht. Dort warten vor allem amouröse Abenteuer. Dafür sorgt die üppige Sängerin und Ukulele-Spielerin Sugar (Marilyn Monroe) mit ihrer Vorliebe für Saxophonisten und Männer mit Brille. Die Darsteller, Billy Wilders fehlerlose rhythmische Inszenierung und das humorvoll-nostalgische Drehbuch machen diesen Film zu einer umwerfenden Farce. Trotz finanzieller Krisen während der Dreharbeiten, für die vor allem die ziemlich undisziplinierte Marilyn Monroe verantwortlich war, wurde der Film ein überragender finanzieller Erfolg. Für alle Fans des Monroeschen Sex-Appeals ist dieser Film selbstverständlich ein Muss.“ (Cinema) HH
Männer al dente Italien 2010, R: Ferzan Ozpetek, D: Riccardo Scarmacio, Nicole Grimaudo
„„Männer al dente“ handelt von einem süditalienischen Pasta-Fabrikanten und seinen zwei Söhnen, die zwei Dinge gemein haben: ihren völlig intoleranten Vater und eine Vorliebe für andere Männer. Regisseur Ferzan Ozpetek mischt munter die Genres, die Schwulenkomödie mit dem Familiendrama, würzt die bisweilen etwas fade Handlung mit deftigem Humor und einer Prise Schwermut nach und schmeckt das Ganze für heterosexuelle Zuschauer mit einer scharfen langbeinigen weiblichen Schönheit ab. Ein leicht bekömmlicher Film, durchaus angenehm in diesen Sommertagen, aber bereits komplett verdaut, sobald man das Kino verlässt.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
Marmaduke USA 2010, R: Tom Dey, D: Lee Pace, Judy Greer
„Eine permanent quasselnde dänische Dogge ist der Star dieses „tierischen Vergnügens“: Nach dem Umzug ihrer Familie in die Großstadt muss sie sich dort behaupten und neue Freunde finden. Dabei füllt der Film seine 88 Minuten mit Nichts, was man nicht schon einmal gesehen hätte.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Men on the Bridge Türkei/Deutschland 2009, R: Asli Özge
„Auf der Bosporusbrücke, die den europäischen und den asiatischen Teil von Istanbul verbindet, kreuzen sich die Lebenswege eines Polizisten, eines Taxifahrers und eines Rosenverkäufers. Nicht nur die Autos auf der Brücke, auch die Hoffnungen und Träume der drei Protagonisten stecken im Stau. „Men on the Bridge“ ist Doku und Spielfilm zugleich: Inspiriert wurde der Film von den Erfahrungen der Laiendarsteller, die ihr eigenes Leben spielen.“ (Cinema) HH
Micmacs - Uns gehört Paris! Frankreich 2009, R: Jean-Pierre Jeunet, D: Dany Boon, André Dussollier
„Eine Fülle von überschäumenden Ideen, eine großartige Hommage an das klassische Genre der Gangsterdramen und Gaunerkomödien, ironisch, witzig, turbulent und mit der Leichtigkeit eines Varietés inszeniert – das alles findet man in dieser vergnüglichen Komödie aus Frankreich. Ernste Themen wie Waffenhandel und das Problem Obdachloser werden hier zu einer Geschichte verarbeitet, die man normalerweise kaum für den Stoff einer Gaunerkomödie halten könnte. Doch der Regisseur Jean-Pierre Jeunet, der unter anderem „Delicatessen“ gedreht hat – er zitiert sich mit einer Szene daraus in „Micmacs“ übrigens selbst - geht mit einer solch grandiosen Unverfrorenheit ans Werk, dass seine Geschichte von der Obdachenlosengemeinschaft, die auszieht, zwei üblen Waffenhändlern das Handwerk zu legen, sehr elegant auf dem schmalen Grad zwischen Ernst und Burleske balanciert, ohne abzustürzen.“ (fbw) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS
Mit dir an meiner Seite USA 2009, R: Julia Anne Robinson, D: Miley Cyrus, Kelly Preston
„Miley Cyrus (“Hannah Montana“) in ihrer ersten ernstzunehmenden Rolle: Das Teenageridol spielt die 17-jährige Ronnie, die ihrem Vater nie verziehen hat, dass er sich von ihrer Mutter getrennt hat. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder soll das rebellische Girlie die Sommerferien nun ausgerechnet bei ihrem Dad (charismatisch: Greg Kinnear) verbringen. Dort trifft sie auf den Sonnyboy Will, der wieder Freude in Ronnies Leben bringt. Wider Erwarten ist aus Nicholas Sparks‘ Buchvorlage keine flache Liebesschnulze mit gelegentlichen Gesangseinlagen des Popsternchens entstanden. Im Gegenteil: Die unvorhersehbare Wendung der Geschichte wird sicherlich so manchem Kinozuschauer eine Träne entlocken.“ (Cinema) HB, KI, OS
Moon Großbritannien 2009, R: Duncan Jones, D: Sam Rockwell, Dominique McElligott
„Ein Astronaut, der allein eine vollautomatisierte Tagebau-Anlage auf dem Mond betreut, beginnt, sich gegen die Anweisungen seiner Firma und des Bordcomputers zu wehren. Dabei entdeckt er, dass er doch nicht ganz alleine ist, als er einem merkwürdigen Doppelgänger begegnet. Kammerspielartiges Science-Fiction-Drama, das mit Referenzen an Klassiker eine spannungsreiche Assoziationskette um Frage nach Einzigartigkeit und Originalität in Gang setzt, ohne jedoch die philosophischen Tiefendimensionen der Vorbilder anzustreben. Ein ruhig erzählter, vor allem formal überzeugender Genrefilm.“ (filmdienst) BS, H, HB, HH, OS
Mr. Nobody Deutschland/Frankreich/Belgien/Kanada 2009, R: Jaco Van Dormael, D: Jared Leto, Diane Kruger
„„Mr. Nobody“ ist im Jahr 2092 der letzte Mensch auf Erden, der noch sterblich ist. In einer bizarren Zukunftswelt ewiger Jugend blickt er zurück auf die Entscheidungen, die er im Laufe der Jahrzehnte treffen musste. Jaco Van Dormaels furiose Collage erzählt von dem, was war, und dem, was gewesen wäre, hätte der Held im rechten Moment einen anderen Satz gesagt, einen anderen Schritt gemacht. Und weil der Film genauso schnell ist, wie das Leben im Rückblick vorüberzuziehen scheint, bleibt für Wehmut kaum Zeit.“ (Der Spiegel) OS
My Name ist Khan Indien 2010, R: Karan Johar, D: Shah Rukh Khan, Sheetal Menon
„“My Name Is Khan“ zeigt den größten Star des Bollywood-Kinos beim Versuch der Westerweiterung seines Imperiums. Shahrukh Khan spielt in dem Immigrations-Melodram einen muslimischen Inder, der seinem Bruder in die USA folgt und sich dort nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt sieht. Er begibt sich auf eine Art Pilgerfahrt durch Amerika und kämpft sich bis zum US-Präsidenten vor. Das pathetische Star-Vehikel ächzt mächtig unter der Last der vielen schweren Themen, die der Regisseur und Co-Autor Karan Johar draufgepackt hat: Rassismus, Autismus, Terrorangst. Zum Glück sorgt Khan mit seinem Charisma und Charme immer wieder für Ausgleich, sobald der Film im Elend der Welt zu versinken droht.“ (Der Spiegel) BHV, HH
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Pippa Lee USA 2009, R: Rebecca Miller, Robin Wrigth, Mike Binder
„Midlife-Krise im komfortablem Vorstadtheim: Pippa Lee, Ende Vierzig, sucht nach etwas anderem als dem Leben einer braven Hausfrau und Mutter. Autorin und Regisseurin Rebecca Miller verfilmte ihren eigenen Erfolgsroman mit ansprechender Starbesetzung, kann aber nicht verhindern, dass man die Hausfrauen-Pippa mit ihrem in Rückblenden vorgestellten orientierungslosen jüngeren Ich nie so recht zusammenbekommt. Vermutlich klang die Geschichte auf Papier besser.“ (tip) H, HH, LG
Precious - Das Leben ist kostbar USA 2009, R: Lee Daniels, D: Gabourey Sidibe, Mo‘Nique
“Porträt einer extrem übergewichtigen schwarzen 16-Jährigen aus dem New Yorker Stadtteil Harlem, die von ihrem Vater vergewaltigt und von der Mutter misshandelt wird. Ein packendes Drama, das die trostlose Bilanz der Lebensumstände in den sozialen Ghettos moderner Großstädte mit einer widerständigen Entwicklungsgeschichte verbindet. Das provozierende Melodram begnügt sich dabei nicht mit dem ungeschminkten Blick hinter die Fassaden der Wohlstandsgesellschaft, sondern zeigt auch, wie soziales Engagement und Hartnäckigkeit das Schicksal verändern können.“ (filmdienst) HH
Predators USA 2010, R: Nimród Antal, D: Adrien Brody, Topher Grace
„Seit 1987 schon macht dieses Biest die Erde in mittlerweile vier Filmen zu seinem Jagdgebiet und ist sich dabei, das ist eigentlich recht erstaunlich, im Kern weitgehend treu geblieben. Antal macht in Predators etwas Ähnliches wie in seinen letzten Filmen, „Motel“ und „Armored“ : Er nimmt klassische Genremotive und besinnt sich auf deren traditionelle Stärken, um sie durch geradezu altmodische Mittel wieder neu zu beleben. Antal setzt auch jene Szenen unter Spannung, in denen es nicht kracht, in denen nicht gejagt, geschossen, gesprengt oder aufgespießt wird, und dadurch wirkt fast der ganze Film wie unter Druck, bis zum Bersten gefüllt mit Energie.“ (critic.de) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Prince of Persia - Der Sand der Zeit USA 2010, R: Mike Newell, D: Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton
„Da soll noch einer behaupten, Geschichte würde sich nicht wiederholen: Weil die Herrscher von Alamut im Verdacht stehen, die Feinde des Königs mit Waffen zu versorgen, wird die heilige Stadt im 6. Jahrhundert von persischen Truppen erobert. Doch nach dem Sieg fehlt von der angeblichen Waffenschmiede jede Spur. Ein Schelm, wer dabei an irakische Massenvernichtungswaffen denkt. “Harry Potter“-Regisseur Mike Newell kombiniert orientalische Mystik und wilde Verfolgungsjagden im Parkourstil zu einem augenzwinkernden, rasant inszenierten Kinomärchen aus 1001 Nacht, das auch in darstellerischer Hinsicht für Glanzpunkte sorgt. Jake Gyllenhaal überzeugt als charismatischer Draufgänger, der sich mit einem frechen Spruch aus jeder noch so ausweglosen Situation befreit.“ (Cinema) BS, H, HB, KI, LG, OS, SN
R
Repo Men USA 2010, R: Miguel Sapochnik, D: Jude Law, Forest Whitaker
„Auf den ersten Blick erweckt der Film den Eindruck eines soliden Science-Fiction-Thrillers, in dem die Action und der Humor nicht zu kurz kommen - siehe auch den Trailer. Tatsächlich gibt es auch einige Prügel- und Ballerszenen, die das Herz des Fans erfreuen. Dagegen stehen die wenig appetitlichen Splatter-Aufnahmen, die dem echten Gore-Fan viel zu harmlos ausfallen dürften, den durchschnittlichen Kinogänger aber bestimmt überfordern. Auf einen einfachen Nenner gebracht: „Repo Men“ ist weder Fisch noch Fleisch, will es jedem recht machen und scheitert dabei.“ (Cinema) OS
Renn, wenn Du kannst Deutschland 2010, R: Dietrich Brüggemann, D: Robert Gwisdek, Anna Brüggemann
„Das Schöne am Kino ist, dass es einem Menschen ans Herz wachsen lässt, die man im realen Leben vermutlich keine fünf Minuten ertragen würde. Menschen wie Benjamin, den im Rollstuhl sitzenden Protagonisten von Dietrich Brüggemanns „Renn, wenn Du kannst“, der aufgrund seiner gnadenlos herrischen Attitüde einen Zivildienstleistenden nach dem anderen verschleißt. Die große Qualität von „Renn, wenn Du kannst“, liegt in der Komplexität seiner Hauptfigur. Benjamin wird nicht zu einem Leidtragenden gemacht, dessen Misanthropie sich durch einen Verweis auf seine „tragischen Lebensumstände“ rechtfertigen ließe. Dazu ist er viel zu undiplomatisch, zynisch, smart.“ (taz) H, HB, HH
Rocksteady – The Roots of Reggae Schweiz/Kanada 2009, R: Stascha Bader
„Dokumentarfilm auf den Spuren des Rocksteady, jener jamaikanischen Musikrichtung zwischen Ska und Reggae, in der sich die optimistische Aufbruchsstimmung der 1960er-Jahre niedergeschlagen hat. Im Gespräch mit betagten Musikern und an historischen Orten spiegelt das farbenfrohe Filmporträt die in der Musik fortlebende Hoffnung auf bessere Zeiten. Eine ebenso kraftvolle wie einfühlsame Hommage, die mühelos zwischen Erinnerungsbildern, Konzerten und der ungehemmten Fröhlichkeit Jamaikas wechselt, dabei freilich die bedrängende soziale Situation des Landes weitgehend ausspart.“ (filmdienst) HH
Robin Hood USA 2010, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Cate Blanchett
„Nach einem Drehbuch von Brian Helgeland macht Ridley Scott aus der Sage von Robin Hood einen stellenweise fast schon grotesken Universalmythos: Der Rächer der Enterbten ist hier Bogenschütze, Gewaltenteiler, Reichseiniger, Biobauer - zu viel für eine plausible Heldenerzählung.“ (tip) GÖ, H, OS
Rosemaries Baby USA 1968, R: Roman Polanski, D: Mia Farrow, John Casavetes, Ruth Gordon
“Der Teufel bedient sich der sektierischen Magie von Nachbarn, die einen jungen Mann in ihren Bann ziehen, damit seine Frau einen Nachkommen Satans zur Welt bringe. Roman Polanskis raffinierte Filmsatire spielt effektvoll mit traditionellem aberglauben und Wahnvorstellungen sowie modernen Formen von Hexenjagd, Psychoanalyse und Horrorliteratur. Ein exzellentes Kinovergnügen.“ (Lexikon des internationale Kinos) HH
S
Sex & The City II USA 2010, R: Michael Patrick King, D: Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall
„Deutlich rasanter und pointenreicher als in Teil 1 wird im Sequel dem Geist der Serienvorlage gehuldigt: Ob Samanthas Vitaminüberdosen gegen das Älterwerden, Charlottes lautstarke Kämpfe mit den lieben Kleinen, Mirandas Jobprobleme oder Carries Angst, als langweiliges Frauchen am Herd zu enden - das Liebes- und Alltagschaos der Großstadtmiezen wird nicht mehr tiefenpsychologisch seziert, sondern luftig-leicht in die beschwingte Geschichte eingebettet. Was natürlich auch für das Product-Placement von Apple bis zu den Luxuskarossen der Marke Maybach gilt.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HL, OS
Shadows USA 1960, R: John Cassavetes, D: Hugh Hurd, Lelia Goldoni / Originalfassung mit Untertiteln
„Eine authentisch wirkende Studie über das Verhalten von Schwarzen in einer weißen Gesellschaft. Junge Leute drehten den Film ohne Drehbuch und Atelier in New York mit oftmals spontanem Dialog, als eine Art „Improvisation“, die eine Absage an die Spielregeln des Hollywood-Kinos erstrebt. Erste Regiearbeit des Schauspielers John Cassavetes, die auf Anhieb mehrere Preise gewann.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH
Sin Nombre USA/Mexiko 2009, R: Cary Fukunaga, D: Paulina Gaitan, Edgar Flores
„Eine Welt, von der viele gar nicht wissen, dass sie existiert: Der Film „Sin Nombre“ (“Ohne Namen“) spielt auf dem Dach eines Güterzugs, der durch Mexiko fährt. Das Dach ist voll besetzt mit Flüchtlingen aus ganz Mittelamerika, unterwegs in Richtung USA, in ein vermeintlich besseres Leben. Das rollende Ghetto wird zum Schauplatz von Kämpfen auf Leben und Tod. Ausgerechnet dort lernt Sayra, ein Mädchen aus Honduras, den 18-jährigen Casper kennen, Mitglied einer mexikanischen Gangsterbande und bald auf der Flucht vor den eigenen Leuten. Der Film folgt dem Paar auf seiner Odyssee durch eine post-apokalyptische Landschaft voller Müllberge und Fabrikruinen. „Sin Nombre“ ist das Spielfilmdebüt des US-Regisseurs Cary Fukunaga, 32, der zur Recherche selbst auf einem Zugdach quer durch Mexiko reiste. Die Entbehrungen haben sich gelohnt: Fukunaga kombiniert Thriller, Liebesgeschichte und halbdokumentarisches Flüchtlingsdrama zu einem kleinen Meisterwerk.“ (Der Spiegel) FL, HH
Soul Kitchen Deutschland 2009,R: Fatih Akin, D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu
„“Soul Kitchen“ ist ein Hamburg-Film, weil er in Hamburg-Wilhelmsburg spielt, weil er in Hamburg lebende Schauspieler wie Birol Ünel oder Demir Gökgöl versammelt und die Geschichte einige strukturelle Anknüpfungspunkte liefert. Es geht um den jungen Zinos, der die Kneipe „Soul Kitchen“ betreibt und sich als Hamburger Grieche nach Nestwärme sehnt. Wie bei Akins früheren Erfolgen spielt Migration eine Rolle, der wesentliche Hamburg-Bezug aber ist das Phänomen der Gentrifizierung, der Verlust von Stadtkultur, weil sich Investoren Immobilien unter den Nagel reißen und die (Lebens-)Künstler vertreiben. Dabei bleibt „Soul Kitchen“ zu jeder Zeit eine Komödie - mit einem Hang zum Klamauk.“ (taz) HH, KI, LG
Space Tourists Schweiz/Deutschland 2009, R: Christian Frei
„Beobachtungen rund ums russische Raumfahrtzentrum Baikonur, aus denen sich ein komplexes, philosophisch grundiertes Essay über das All, das Leben, Träume, Fantasien und Hoffnungen entwickelt. Der musikalisch suggestiv untermalte Film begleitet eine reiche Amerikanerin in den Orbit, zeigt Sammler von Weltraumschrott in der kasachischen Steppe und einen rumänischen Erfinder, der am bezahlbaren Weltraumflug für alle tüftelt. Eindrucksvoll strukturiert und fotografiert, verwebt er seine dramaturgischen Tableaus zum großen Sinnzusammenhang und erhebt sich in die Sphären hoher Dokumentarfilmkunst.“ (filmdienst) BS, HB, HH, KI
Splice – Das Genexperiment Kanada/Frankreich 2009, R: Vincenzo Natali, D: Adrien Brody, Sarah Polley
„Ein Wissenschaftlerpärchen brütet im Rahmen eines Genforschungsprojektes ein Mischwesen aus Mensch und Tier im Labor aus. Dieser Mischling aus Känguru und Top-Model ist so verführerisch, das er das Eheleben des Pärchens und das Wohl der Menschheit gefährdet. Ein grundsolider Mittelkasse-SF-Horror mit sympathischen Darstellen und einem state-of-the-art Monster.“ (tip) HB
Stagecoach USA 1939, R: John Ford, D: John Wayne, Claire Trevor
“Als John Wayne 1979 starb, hatte er sich selbst in über einhundert Filmen zu einer Ikone stilisiert: konservativ und patriotisch, mit rauher Schale und weichem Kern - der archetypische Amerikaner. Waynes Bandbreite als Schauspieler war nicht besonders groß - als er sein Image jedoch erst einmal gefunden hatte, vermochte er es zu unser aller Zufriedenheit stets zu reproduzieren. Das war jedoch nicht immer so gewesen: In seiner ersten Hauptrolle „The Big Trail“ (1930) wirkte er so unsicher und linkisch, daß man ihn auf einige Jahre in Serials und B-Filme verbannte, ehe ihn John Ford 1939 für „Stagecoach“ aus der Versenkung hervorholte. Die Rolle des sympathischen Revolverhelden Ringo machte den nunmehr „coolen“ Wayne zum Superstar; „Stagecoach“ avancierte nicht zuletzt aufgrund seines Hauptdarstellers zu einem der großen Klassiker der Filmgeschichte.“ (taz) HH
T
Tanz der toten Seelen - Carnival of Souls USA 1962, R: Herk Harvey, D: Candance Hilligoss, Frances Feist
Nur eine Stunde, nachdem ihr Auto von einer Brücke stürzt, steigt die junge Mary wieder aus den Fluten - aber sie und alles um sie herum wirkt jetzt seltsam, unheimlich und leblos. Phantome erscheinen ihr in Fenstern und Spiegeln - in einem Busbahnhof und auf der belebten Straße bemerkt sie keiner der vielen Passanten, und selbst wenn ihre Mitmenschen sie sehen, reagiert sie wie unter Hypnose. Schauerliche Kräfte ziehen sie immer stärker zu einem verlassenen Vergnügungspavillion am Ufer des Salt Lake. All das hat Regisseur Herk Harvey in sehr kunstvoll elegantem SchwarzWeiß gedreht. Nicht als -Horror-Schocker, sondern als anspruchsvolle Filmkunst, die eher an Bergman und Antonioni als an „Die Nacht der lebendigen Toten“ erinnert. Lange Passagen, in denen nur seltsame Orgelklänge zu hören sind, schaffen eine gespenstische Stummfilmatmosphäre. Harvey war ein Avantgardist und sein Film ging bei Doppelvorstellungen in Autokinos sang- und klanglos unter. Er wurde danach kaum noch gezeigt, aber auch während der 28 Jahre, in denen es fast unmöglich war, „Carnival of Souls“ zu sehen, stieg unter Filmbuffs sein Renommé als Kultfilm in erstaunliche Höhen. (hip) HH
Tanzträume - Jugendliche tanzen „Kontakthof“ von Pina Bausch Deutschland 2010, R: Anne Linsel
„Ein mitreißender Dokumentarfilm in der Tradition des Erfolgsfilms „Rhythm Is It!“: 40 Schülerinnen und Schüler aus Wuppertaler Schulen proben ein Jahr lang das Stück „Kontakthof“ der mittlerweile verstorbenen Choreografin Pina Bausch. Einmal wöchentlich wird mit Bauschs Tänzerinnen Jo Ann Endicott und Bénédicte Billiet geprobt. Dabei verfolgt die Landzeitdoku, wie die Schüler langsam an der Herausforderung wachsen, wie sich ihr Verhältnis zum eigenen Körper ändert und sie sich in der Bewegung ein neues Ausdrucksspektrum erobern – und auch, wie sich die künstlerische Zusammenarbeit positiv auf den sozialen Zusammenhalt auswirkt.“ (Rheinischer Merkur) HH
Teufelskicker Deutschland 2009, R: Granz Henman, D: Diana Amft, Benno Fürmann
„Für Sportunderdogs hält das Kino immer wieder Erfolgsgeschichten bereit hält. Das ist auch bei den „Teufelskickern“ so. Anders als die „Wilden Kerle“ driftet diese Jugendbuchadaption aber nie in reine Fantasie ab, sondern versucht, zwischen Kickerturbulenzen und Teamgeistbeschwörung möglichst die Bodenhaftung zu behalten.“ (tip) HB, OS
The Crazies USA 2010, R: Breck Eisner, D: Timothy Olyphant, Radha Mitchell
„“The Crazies“ beschreibt präzise und spannend, wie ein Ausbruch von Wahnsinn und Gewalt im Mittleren Westen der USA eine Kleinstadtidylle zerstört. Breck Eisners geglücktes Remake von George A. Romeros Kino-Klassiker aus dem Jahr 1973 ist ein phantasievoller, streckenweise mitreißend inszenierter Horrorfilm und zugleich eine süffisante Sozialstudie über die amerikanische Provinz, in der in jedem aufrechten Amerikaner ein Zombie zu stecken scheint, der nur darauf wartet, herausgelassen zu werden.“ (Der Spiegel) GÖ, HB
The Doors – When You’re Strange USA 2010, R: Tom DiCillo
„Dokumentation, die sich mit Archivmaterial und penetranter Erzähl-/Kommentar-Stimme aus dem Off chronologisch an der Karriere der amerikanischen Rockband The Doors abarbeitet. Doch letztlich weiß der Film über die Musiker um den charismatischen Sänger Jim Morrison nur wenig Neues zu vermelden, und die Musik spielt hier bedauerlicherweise nur die zweite Geige. Solide und langweilig.“ (tip) H, HH, OS
Tiger-Team Deutschland/Österreich/Singapur 2010, R: Peter Gersina, D: Helena Siegmund-Schultze, Bruno Schubert
„Erstes Leinwandabenteuer der drei jungen Amateurdetektive, die als „Tiger Team“ schon auf eine große Leserschaft blicken können. In China müssen sie den geheimnisvollen Mondpalast vor den Intrigen einer Kosmetikproduzentin schützen. Spannender Abenteuerfilm, nicht nur für Kinder.“ (tip) H, HB, KI
Toy Story 3 USA 2010, R:Lee Unkrich
„Toy Story 3 ist ein superber Animationsfilm geworden, bei dem man beinahe nichts bemängeln kann - ausser vielleicht die Szenen, in denen Barbie und Ken vorkommen. Die Pixarleute haben einen Film geschaffen, der nie langweilig ist und gegen Schluss dem einen oder anderen die Tränen in die Augen treiben wird. Die Macher selbst lieben die Figuren ebenso wie das Publikum, weshalb sie ihnen am Ende fünf der schönsten Minuten in der Animationsgeschichte schenken. Es ist ein gefühlsvoller Abschluss der Reihe, welche nun keinen weiteren Teil mehr braucht.“ (outnow) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
U
Unkraut im Paradies Deutschland 2010, R: Bartosz Werner, D: Remo Schulze, Klara Manzel
„Lukas ist jung, gut aussehend und bei den Mädchen beliebt. Seine Prioritäten sind klar: Klamotten, Frauen, er selbst. Seine Freundin Meike kümmert sich um alles Weitere. Als sie wegen einer Geschlechtskrankheit ins Krankenhaus muss, offenbart er sich als übler Macho, den nicht ihre Gesundheit, sondern nur der nächste Sex interessiert. Das ist selbst für eine treue Seele wie Meike zu viel. Das Wagnis, einen Jugendfilm ohne Entwicklung zu machen, bei dem der Antiheld in einer Endlosschleife hängt, geht wunderbar auf, weil die Charakterdarsteller dieses Coming-of-Age-Drama zu tragen vermögen.“ (Rheinischer Merkur) KI
Die unschuldigen Zauberer Polen 1960, Andrzej Wajda, R: Tadeusz Lomnicki, Roman Polanski / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Der Film spielt 1960 in Warschau. Bazyl ist ein junger Arzt und Jazzschlagzeuger. Der individualistische junge Mann färbt sich seine Haare blond, ist beliebt bei den Mädchen, jedoch bindungsunfähig. Abends tritt er mit seiner Jazzband auf und hängt anschließend in Kneipen herum. Der Jazzpianist und Komponist Krzystzof Komeda, der die Filmmusik besorgte, war ebenfalls wie die Hauptfigur Bazyl Arzt und kam während des Medizinstudiums zum Jazz. In einer kleinen Rolle als Bassist der Jazzband ist der Regisseur Roman Polanski zu sehen.“ (Metropolis) HH
Unter den Brücken Deutschland 1944, R: Helmut Käutner, D: Gustav Knuth, Hildegard Knef
“Zwei junge Binnenschiffer nehmen eine von der Liebe und vom Leben enttäuschte junge Frau an Bord ihres Schleppers und überreden sie, mit auf große Fahrt zu gehen. Beide verlieben sich in ihren reizvollen Passagier, aber ihre Freundschaft hält der Belastungsprobe stand, und nachdem die Wahl gefallen ist, setzen die drei einmütig ihre Reise fort. Eine kleine alltägliche Geschichte mit Poesie, Realismus, viel Atmosphäre und einem Schuß Humor, unprätentiös und präzise inszeniert. In den letzten Tagen des „Dritten Reichs“ unter primitiven Bedingungen entstanden, die sensible Kamera macht aus der Not eine Tugend und läßt die karge Landschaft eine tragende Rolle spielen.“ ( Lexikon des internationalen Films) HH
V
Vergebung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Daniel Alfredson, D: Michael Nyqvist, Noomi Rapace
„Abschluss der auf einer Roman-Trilogie beruhenden Krimi-Reihe um einen Journalisten und eine Detektivin, die einem in hohen Gesellschaftskreisen verorteten Sumpf aus Gewalt, Korruption und Menschenverachtung auf der Spur sind. Ihr Versuch, die Schuldigen dingfest zu machen, kulminiert in einem Justiz-Drama. Spannender Thriller mit charismatischen Figuren, einer stimmungsvoll-düsteren Bildsprache und einer glaubwürdig entwickelten Handlung. Obendrein kratzt der Film an den Verdrängungsmechanismen sowie dem latenten Gewaltpotenzial einer puritanisch-repressiven Wohlstandsgesellschaft.“ (filmdienst) FL, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS
Vincent will meer Deutschland 2010, R: Ralf Huettner, D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth
„Ralf Huettners Roadmovie über drei junge Patienten der Psychiatrie, die aus einer Klinik in Süddeutschland ausbrechen und nach Italien durchbrennen, erinnert von fern an den Erfolgsfilm „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ und nervt im Detail mitunter, weil die Erwachsenenwelt der sogenannten Normalen hier ausschließlich aus Volltrotteln besteht. Dafür sind Karoline Herfurth und Florian David Fitz (der auch das Drehbuch schrieb) im Zentrum des Films ein sehenswert schönes, von Seelenschäden übel zerrüttetes Liebespaar.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS
W
Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur
„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) HH, HL
Women without Men Deutschland/Österreich/Frankreich 2009, R: Shirin Neshat, Shoja Azari, D: Pegah Ferydoni, Arita Shahrzad
„Demonstranten ziehen durch die Straßen von Teheran: Im Sommer 1953 wurde der erste demokratische Präsident Persiens durch einen von den USA unterstützten Staatsstreich gestürzt. Vor diesem politischen Hintergrund erzählt die iranische Filmemacherin Shirin Neshat von vier Frauen, deren Lebenswege sich in einem mystischen Garten am Rande der Stadt kreuzen. Der assoziative Erzählfluss und die meditativen, traumverlorenen Bilder erinnern an eine längst untergegangene Kinoepoche. In den 80er- Jahren schufen europäische Filmemacher wie der Russe Andrej Tarkowskij (“Opfer“) oder die italienischen Brüder Taviani (“Padre Padrone“) mit ihren suggestiven und schwermütigen Visionen ein Gegengewicht zum Mainstream-Kino aus Hollywood. „Women Without Men“, der beim Festival in Venedig den Regiepreis erhielt, ist ein visuelles Ereignis, das unsere Sehgewohnheiten nachhaltig erschüttert.“ (Cinema) H, HH
Z
Zahnfee auf Bewährung USA 2010, R: Michael Lembeck, D: Dwayne „The Rock“ Johnson, Julie Andrews
„Weil Eishockeystar Derek Thompson sei nern regelmäßig die Zähne ausschlägt, trägt er den Spitznamen „Zahnfee“. Doch Derek zerstört nicht nur die Gesundheit seiner Gegenspieler, sondern auch den Lebenstraum eines jungen Fans. Zur Strafe wird er von einer höheren Macht dazu verdonnert, vorübergehend den Job einer Zahnfee zu übernehmen. Aus dieser abstrusen Idee hätte ein aberwitziger Anarchospaß werden können, doch Regisseur Michael Lembeck setzt vor allem auf plumpe Situationskomik - was sicher auch an der beschränkten Ausstrahlung von „Scorpion King“ Dwayne Johnson liegt.“ (Cinema) HB, SN
Zweiohrküken Deutschland 2009, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Nora Tschirner
Weit über sechs Millionen Zuschauer verfolgten vor zwei Jahren frenetisch, wie sich die töffelige Kindergärtnerin Anna und der unverbesserliche Womanizer Ludo einen gepfefferten Schlagabtausch in Sache Liebe lieferten. Während sich „Keinohrhasen“ aber an ein Familienpublikum richtete, hat „Zweiohrküken“ erwachsene Kinogänger im Visier. Der Grund: Das Geschlechterchaos strotzt nur so vor deftigen und pikanten Situationen. Nora Tschirners überraschende Riesenbrusteinlage als sprichwörtlicher Männertraum, oder der Riesendödel von Annas Ex Ralf sind nicht gerade etwas für einen Sonntagnachmittagsausflug mit den Kids. Doch trotz aller Schlüpfrigkeiten kommt die Romantik wie schon beim Vorgänger nicht zu kurz - obwohl so manches Kitschklischee am Ende unnötig in die Länge gezogen wirkt.“ (Cinema) HH
2046 Hongkong/Frankreich 2004, R: Wong Kar-wai, D: Gong Li, Takuya Kimura / Originalfassung mit Untertiteln
“Hongkong-Regisseur Wong Kar-Wai entwirft eine visuell wie narrativ eindrucksvolle Symphonie von Erinnerung und Zukunft, Treue und Verrat, Liebe und Tod. Schauplatz ist Hongkong in den späten 60er Jahren, unterbrochen durch Rückblenden zum früheren Leben des Protagonisten in Singapur sowie eine Serie von phantastischen Ausblicken in das Jahr 2046.“ (tip) HB