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Archiv-Artikel

Stiefkinder der Politik sind Güterverkehr und Artenschutz

STATISTIK Die Bundesregierung erfüllt ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zuerst bei den Erneuerbaren

Importe aus „Entwicklungsländern“ kommen meist aus China

BERLIN taz | Seit 2002 haben sich alle Bundesregierungen einem Kurs der Nachhaltigkeit verpflichtet – im Sinne der Generationengerechtigkeit. Am Mittwoch hat das Statistische Bundesamt zum dritten Mal seitdem einen Bericht vorgelegt, der zeigt, wo die gesteckten Ziele erreicht werden und wo nicht. Die Statistiker aus Wiesbaden analysieren dazu 35 Themenfelder aus den Bereichen Wirtschaft, Energie, Umwelt, Verkehr, Bildung, Familie, Gesundheit oder Arbeitswelt.

Eine deutliche Übererfüllung des Solls ergibt sich, wie schon in den früheren Berichten, bei den erneuerbaren Energien: So wurde das selbstgesteckte Ziel, ihren Anteil am gesamten Primärenergieverbrauch auf 4,2 Prozent zu steigern, bereits 2004 erreicht. 2009 lag der Wert bei 8,9 Prozent. Gleiches gilt für den Anteil des Stroms aus erneuerbaren Quellen: Hier kletterte der Wert auf 16,1 Prozent – vorgesehen waren 12,5 Prozent bis 2010.

Negativ entwickelte sich indes der Güterverkehr. Bis 2015 sollte beispielsweise der Anteil der Schiffstransporte an der Güterbeförderung auf 14 Prozent gesteigert werden, weil die Binnenschifffahrt deutlich weniger umweltbelastend ist als Transporte zu Luft oder auf der Straße. Er fiel aber von 1999 bis 2008 von 13,5 auf 10 Prozent. Auch bei der Bahn kommt der Ausbau des Gütertransports nicht richtig voran: Hier stieg der Marktanteil im gleichen Zeitraum zwar von 16,5 auf 18,1 Prozent – angestrebt werden aber 25 Prozent.

Wenig Positives haben die Autoren auch zur Artenvielfalt zu berichten. Hier gelten die Bestände von 59 Vogelarten als Indikator: Derzeit erreichen sie nur 69 Prozent des Ziels für 2015. In der Sprache der Statistiker übersetzt bedeutet das: Der Schutz der Biodiversität stagniert.

Neue Debatten auslösen könnte das Ergebnis der Untersuchung darüber, inwieweit sich Deutschland mittlerweile für Importe aus Entwicklungsländern geöffnet hat. Zwar erhöhte sich der Anteil der Einfuhren zwischen 1995 und 2009 von 12 auf 18,8 Prozent, doch kamen rund zwei Drittel der Einfuhren aus asiatischen Ländern, und da vor allem aus China. Der Anteil aus den Ländern Afrikas, der Karibik und des pazifischen Raums blieb fast gleich und lag bei nur 1,3 Prozent.

Insgesamt stellen die Statistiker fest, dass sich über die Hälfte der Bereiche „günstig“ entwickelt hätten. Im Vergleich zum letzten Indikatorenbericht von 2008 habe sich die Einstufung in sechs Fällen verändert – in fünf Fällen habe es sich dabei um Verbesserungen gehandelt.

EVA VÖLPEL