Harald Keller Keller-Fenster
: Geständnisse von Mr. Gong

Fanatiker vom Stamme der Cinephilen werden überrascht sein – die Programm- und Personalgeschichte des Fernsehens wirft tatsächlich attraktive Filmstoffe ab. In den USA eine kurante Erkenntnis: 2002 und 2003 kamen in kurzer Folge Paul Schraders „Auto Focus“ und George Clooneys „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“ (Sa., 0.00 Uhr, Kabel 1) ins Kino.

Clooneys Drehbuchautor Charlie Kaufman folgte der Autobiografie von Chuck Barris, der sich damit brüstete, neben seiner Tätigkeit als Produzent und Moderator zuweilen Auftragsmorde für den CIA erledigt zu haben. Diese Darstellung steht sehr im Zweifel, aber sie klingt wie gemacht für Kaufman, der mit „Being John Malkovich“ und „Adaption“ bewiesen hat, dass er Barris beim Auswurf abstruser Ideen in nichts nachsteht.

George Clooney seinerseits kennt das Metier: Sein Vater Nick diente dem Fernsehen als Sänger und Moderator, seine Tanten Rosemary und Betty waren feste Größen in den Varieté- und Sketch-Shows der 50er und 60er. Chuck Barris gehört zu jenen, die mit diesen traditionsreichen Formen brachen und sie hämisch verulkten. Mit der „Gong Show“ machte er die offenen Talentshows zur Farce. Dort durfte jedermann ohne Ausweis irgendwelcher Begabung 45 Sekunden auftreten. Es sei denn, die Vorstellung war so grausig, dass einer der Juroren vorzeitig auf einen riesigen Gong eindrosch. Was nicht eben selten vorkam.

Zuvor hatte Barris als Produzent mit „The Dating Game“ der Kuppel-Show zu ehedem unbekannter Schlüpfrigkeit verholfen; auch „The Newlywed Game“ für Frischverheiratete baute auf Bloßstellungen und Verlegenheiten. In der BRD hinterließ Barris ebenfalls Spuren: „The Dating Game“ hieß hier „Herzblatt“, „The Newlywed Game“ lief als „Sie und Er im Kreuzverhör“, die „Gong Show“ hatte im NDR Premiere und wurde später bei RTL von Götz Alsmann angeführt.

Bis zur Rückkehr des „Wochenendkrimis“ Mitte August spürt die taz Raritäten im TV-Programm auf