Ein offenes Auge für Probleme

Hörende schlagen einfach die Zeitung auf und finden Beratungsangebote, doch für Gehörlose sind diese nutzlos, sagt Willma Pannen. Deshalb hat sie mit Jane Haardt den Verein Hand zu Hand gegründet und ganz ohne öffentliche Mittel die erste psychosoziale Beratungsstelle für Hörgeschädigte im Nordwesten aufgebaut. Jetzt ist sie eröffnet

Stellen Sie sich vor, Sie wären in einem fremden Land, niemand würde Ihre Sprache sprechen und Sie hätten keine Chance ihre zu lernen. So fühlen sich hörgeschädigte und gehörlose Menschen oft. Wenn sie Sorgen haben, ist es für sie schwer jemanden zu finden, der ihnen zuhören kann. Viel zu wenige Menschen beherrschen die Gebärdensprache. Auch gebärdenkompetente PsychotherapeutInnen und ÄrztInnen gebe es in Bremen viel zu wenig.

„Hörende schlagen einfach die Zeitung auf und finden dutzende Beratungsangebote, doch für Gehörlose sind diese nutzlos“, erklärt Willma Pannen. Zusammen mit Jane Haardt hat sie vor zwei Jahren den Verein „Hand zu Hand“ gegründet. Das Ziel: Eine Beratungsstelle für Hörgeschädigte aufzubauen.

Jetzt hat sie eröffnet, in Bremen-Findorff. Es ist die erste kostenlose, psychosoziale Beratungsstelle für gehörlose und hörgeschädigte Menschen – nicht nur in der Stadt, sondern im gesamten Nordwesten. Und sie ist komplett durch Spenden finanziert. Öffentliche Gelder stehen für die Beratungsstelle keine zur Verfügung.

Viele Menschen drängten sich in das kleine Wohnhaus um die Initiatorinnen zu beglückwünschen. Sozialsenatorin Karin Röpke und Bügermeister Jens Böhrnsen ließen Grüße ausrichten. Pannen und Haardt dankten in ihrer Rede, die von zwei Dolmetscherinnen in Gebärdensprache übertragen wurde.

Die „Aktion Mensch“ unterstützt in den ersten Jahren durch eine Starthilfeförderung, andere HelferInnen packten mit an: Sie strichen die künftigen Beratungsräume, druckten Flyer und richteten die Internetseite ein. Eine Freundin der Initiatorinnen trug zur Eröffnung Gehörlosen-Poesie vor.

An die Beratungsstelle können sich ab sofort Gehörlose und Hörgeschädigte wenden, wenn sie über Probleme, wie Sucht, Tod und Streit sprechen wollen. Jane Haardt und Willma Pannen werden sie professionell beraten und auf Gebärdensprache mit ihnen kommunizieren. Sie kennen das Leben und den Alltag gehörloser Menschen gut. „Wir haben seit Jahren nicht nur beruflich mit Hörgeschädigten zu tun.“ Auch in ihrem Freundeskreis seien viele Betroffene. So konnte man auch verstehen, dass sie von einer „Herzensangelegenheit“ sprachen.

Christoph Müller

Schwarzburger Str. 34, Fax-Kontakt: (04 21) 37 57 56, weitere Infos: www.handzuhand.net