: Gespräche geplatzt
Verhandlungen zwischen Somalias Regierung und islamistischen Milizen im Sudan kommen nicht zustande
BAIDOA/MOGADISHU ap/rtr ■ Die Spannungen zwischen Übergangsregierung und islamischen Milizen in Somalia haben sich am Wochenende weiter verschärft. Am Samstag im Sudan geplante Gespräche scheiterten an tiefem Misstrauen und Vorwürfen beider Seiten.
Vertreter des Obersten Islamischen Gerichtsrats, dessen Milizen weite Teile Südsomalias unter ihre Kontrolle gebracht haben, verließen aus Protest gegen den Vorstoß äthiopischer Truppen die Gespräche in Khartum. Sie warfen der Übergangsregierung vor, das Eindringen der Äthiopier zum Schutz ihres Kabinetts gestattet und ein Stillhalteabkommen verletzt zu haben. Auch die Regierung entsandte keinen Vertreter zu dem Treffen, wie das Informationsministerium mitteilte. Bedingung für weitere Treffen seien internationale Garantien, dass die islamische Miliz das Ergebnis respektiere.
Unterdessen wurde ein Vormarsch äthiopischer Truppen in eine weitere somalische Stadt gemeldet. In dem Ort Wajid, der 300 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Mogadischu und 75 Kilometer südlich der äthiopischen Grenze liegt, hätten äthiopische Soldaten die Kontrolle über das Flugfeld übernommen, berichteten Einwohner. Sowohl die äthiopische als auch die somalische Regierung haben die Berichte über eine Truppenpräsenz der Äthiopier in Somalia zurückgewiesen. Einwohner und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen haben äthiopische Soldaten jedoch aus Baidoa, dem Sitz der Übergangsregierung, und jetzt auch aus Wajid gemeldet. Äthiopien soll die Invasion zum Schutz der international anerkannten somalischen Übergangsregierung angeordnet haben, die von den Milizionären des Obersten Islamischen Gerichtsrats bedroht wird.
Die Miliz hat in den von ihr eroberten Gebieten Gerichte nach strengem islamischen Recht eingerichtet. Dies hat international die Besorgnis ausgelöst, in Somalia könnte sich ein Regime nach dem Muster der Taliban in Afghanistan etablieren.
Der Staat Somalia existiert seit dem Sturz des Diktators Siad Barre 1991 faktisch nicht mehr. Das Land wurde von kriegerischen Clanchefs beherrscht. Im Norden schufen sie die Republik Somaliland. Ende der 90er-Jahre bildeten sich islamische Gerichte, die mit eigenen Milizen das islamische Recht durchsetzen wollen. Sie eroberten inzwischen große Teile des Landes.