: Schneller hinter Gitter
Die Landesregierung will mit mehreren Projekten kriminelle Jugendliche auf den rechten Weg bringen
Neue Initiative im Kampf gegen Jugendkriminalität: Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) hat gestern mehrere Projekte vorgestellt, um die Strafverfolgung effizienter zu machen. Erstens gibt es künftig mehr koordinierte Termine „Gelbe Karte“. In Serienabfertigung werden dort gleich bis zu 30 Jugendliche vorgeladen, die innerhalb der letzten Wochen beim Ladendiebstahl, kleineren Schlägereien oder beim Schwarzfahren erwischt wurden. In den tristen Polizeifluren warten sie dann, um zusammen mit ihren Eltern zunächst mit der Polizei, dann mit Vertretern des Jugendamtes und schließlich mit einem Staatsanwalt zu sprechen. Das ist effizienter, als wenn die Termine nacheinander und verstreut über mehrere Orte stattfinden. Zudem hinterlässt diese schnelle und geballte Reaktion mehr Eindruck als das bisherige, sich lang hinziehende Verfahren.
Der Vorteil für die Beschuldigten: Wer sich bei diesem Termin einsichtig zeigt, erhält sofort seine Strafe, die meist nicht hoch ausfällt. Gerne werden zum Beispiel ein paar Sozialstunden aufgebrummt. Wer nicht kooperiert, erhält sofort die Anklage beim Jugendrichter – und muss mit einer härteren Strafe rechnen. „Die Ladung zu einem solchen Termin enthält die eindeutige Botschaft: Nach ‚Gelb‘ kommt bei erneutem Fehlverhalten ‚Rot‘, also Jugendarrest oder sogar Jugendstrafe“, so die Justizministerin. Dieses Modell mit Zuckerbrot und Peitsche funktioniert in Remscheid bereits seit fünf Jahren. Dort wurde das Verfahren inzwischen rund 1.200 Mal angewandt. 95 Prozent der Jugendlichen gerieten anschließend nicht mehr ins Visier der Polizei.
Eine zweite Initiative gilt jungen Intensivtätern. „Eine kleine Gruppe von 5 Prozent aller jungen Straftäter ist für rund 50 Prozent aller Delikte dieser Altersgruppe verantwortlich“, zitierte die Ministerin den Hamburger Kriminologie-Professor Peter Wetzels. Die Reform: Wenn bisher zum Beispiel die Mitglieder von Straßengangs erst Monate nach der Anzeige einer Erpressung vor einem Richter landen, fehlt der zeitliche Bezug zur Tat und damit die Abschreckung. Künftig sollen Intensivtäter verstärkt zu Hause besucht werden und die Zuständigkeiten sollen umgeordnet werden. Serientäter treffen dann immer auf denselben Polizeibeamten, denselben Staatsanwalt und dasselbe Gericht – und die kennen dann schnell ihre Pappenheimer. SEBASTIAN HEISER