: GUIDO WESTERWELLE: DIE NATÜRLICHKEIT DES SCHLEIMBEUTELS
„Man empfindet es natürlich schon in dem Augenblick auch als eine große Abscheu, wenn Guido Westerwelle den Mund aufmacht“, dachte der Wahrheit-Redakteur am Mittwoch, als er den Satz vernahm, den der Außenminister und Vizekanzler nach seiner ersten Kabinettssitzung, die er in Vertretung von Kanzlerin Angela Merkel geleitet hatte, den Kollegen in die Mikrofone sprach: „Man empfindet es natürlich schon in dem Augenblick auch als eine große Ehre, dass man seinem Land dienen darf.“ Jedes zweite Wort ist gelogen – und das in einem Satz. Eine beeindruckende Bilanz. Westerwelle spricht von „man“ statt „ich“ und erklärt sich zu einer objektiven Instanz, die „empfindet“, was nicht sein kann. Und „natürlich“ ist dieser künstliche Vorgang schon gar nicht, allenfalls „selbstverständlich“ – allerdings auch nur für einen wie Guido Westerwelle. Der seine vorübergehende Macht zur „großen Ehre“ verklärt, um sich selbst schließlich als „Diener seines Landes“ kleinzureden, während er vor kindischem Stolz schier platzt. Das ist politischer Schleim in reinster Gestalt – eben ein echter Westerwelle.