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Archiv-Artikel

Einer muss der erste sein

Floyd Landis, vor fünf Tagen noch triumphaler Sieger in Paris, geht als erster überführter Sieger der Tour de France in die Radsportgeschichte ein

HAMBURG dpa ■ Der amerikanische Radprofi Floyd Landis ist bei seinem Tour-de-France-Sieg positiv auf Doping getestet worden. Wie sein Schweizer Phonak-Rennstall am Donnerstag mitteilte, wies Landis bei seinem Erfolg auf der 17. Etappe nach Morzine einen ungewöhnlich hohen Testosteron/Epitestosteron-Wert auf. Landis hatte diese Etappe nach einer langen Solofahrt gewonnen und sich nach einem Einbruch am Vortag damit im Gesamtklassement überraschend zurückgemeldet.

Am Donnerstag hatte es bereits Gerüchte um Landis gegeben, nachdem er seine Starts bei zwei Kriterien in den Niederlanden und in Dänemark kurzfristig abgesagt hatte. Noch am Dienstag hatte er ein Kriterium in den Niederlanden gewonnen. Landis wäre der erste Tour-de-France-Sieger, der des Dopings überführt würde. Bei einem nachträglichen Ausschluss könnte der zweitplatzierte Spanier Oscar Pereiro zum Tour-Sieger erklärt werden. T-Mobile-Profi Andreas Klöden könnte vom dritten auf den zweiten Rang rutschen.

Landis besteht laut Phonak auf einer B-Probe. Sie solle beweisen, dass das Ergebnis der A-Analyse entweder auf einem natürlichen Prozess basiere oder ein Fehler sei. Sollte sich das erste Ergebnis jedoch bestätigen, will ihn das Phonak-Team entlassen. Die Schweizer Mannschaft war in den vergangenen Jahren mehrfach wegen Dopingsündern in ihren Reihen aufgefallen.

Die diesjährige Tour hatte bereits vor ihrem Beginn für den größten Doping-Skandal seit 1998 gesorgt. Wegen ihrer Verwicklung in den Skandal um den spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes waren mehrere Fahrer ausgeschlossen oder von ihren Teams suspendiert worden, darunter die Favoriten Jan Ullrich und Ivan Basso aus Italien.

Noch gestern meldete sich als einer der Ersten Rudolf Scharping zu Wort. Der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) bescheinigte Landis „dumme, dreiste, und betrügerische Energie“. Der ehemalige SPD-Vorsitzende fordert nun ein Antidopinggesetz: „Wir hoffen jetzt auf Hilfe des Gesetzgebers, auf die der Sport nicht verzichten kann.“

Die Analyse der A-Probe von Landis hatte einen unzulässigen Testosteron/Epitestosteron-Quotienten ergeben – also einen überhöhten Anteil des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Dieses Hormon gilt als das von Leistungssportlern am häufigsten angewandte anabole Steroid, zumindest in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung. Es wirkt extrem schnell und wird auch relativ schnell wieder ausgeschieden.